Trendhunde: Dackel & Co sind angesagt

Warum sind bestimmte Rassen in Mode?
© iStock, Hanna-Maria H.

Jack Russel, Mops, Französische Bulldoge: Diese Rassen sind absolut in. Die Trendforscherin Antje Schünemann erklärt im TIER.TV-Interview, woran das liegt – und hat schon einen neuen Modehund im Auge: den Dackel.

Frau Schünemann, es gibt immer wieder Phasen, in denen scheinbar alle Welt auf eine Hunderasse fixiert ist. Ganz allgemein gefragt: Wie entsteht eigentlich der Hype um Trendhunde?

Antje Schünemann: Der Begriff Trend wird meist mit „Mode“ gleichgesetzt. In der Trendforschung steht ein „Trend“ allerdings für Anpassungsstrategien an eine veränderte Umwelt. Einfacher ausgedrückt: Das ökonomische, soziale oder persönliche Umfeld ändert sich, und wir passen uns an. Das, was man letztendlich im öffentlichen Bild sieht sind kollektive Handlungsmuster. Ein typisches Beispiel ist der Coffee to go: Unser Lebensstil ist schneller und flexibler, Tätigkeiten finden parallel statt, die Folge: Man trinkt seinen Kaffee nun bevorzugt unterwegs. Darauf reagieren Unternehmen mit entsprechenden Angeboten, was wiederum die Nachfrage schürt.

Und wie lässt sich das auf Hunde übertragen, so dass es zu den Trendhunden kommt?

Antje Schünemann: In einem Trend spiegeln sich auch immer Bedürfnisse und Sehnsüchte der Menschen wider. Was zum Beispiel seit längerem zu beobachten ist, ist eine Humanisierung von Haustieren. Das hängt mit der Zunahme von Singlehaushalten und sinkender Geburtenrate zusammen. Alleinlebende sehen den Hund verstärkt als Partner- oder auch Kinderersatz. Die Folge: Die Tiere werden verwöhnt und stärker umsorgt, als das bisher der Fall war. Daraus hat sich eine ganze Branche entwickelt – vom Kapuzenpulli für den Hund bis hin zu exklusiven Spielsachen von Luxusdesignern.

Spielen vielleicht auch prominente Vorbilder bei Trendhunden eine Rolle?

Antje Schünemann

Antje Schünemann: Sicher. Ein gutes Beispiel ist der Portugiesische Wasserhund. Eine eher unbekannte Rasse. Doch nachdem sich der amerikanische Präsident einen solchen Vierbeiner ins Weiße Haus geholt hat, gilt der Hund als „trendy“. Es gibt immer gewisse Vorreiter, bis der Trend den Mainstream erreicht.

 

Welche Hunde taugen denn zu Trendhunden?

Antje Schünemann: Das ist ganz unterschiedlich. Mit seinem Hund drückt der Besitzer immer auch einen Teil seiner Persönlichkeit aus. Ein Jack Russel Terrier beispielsweise steht für Sportlichkeit, Flexibilität und Intelligenz. Das macht ihn für viele Hundebesitzer interessant – und plötzlich scheint man beim Spazierengehen nur noch auf Jack Russels zu treffen.

Wie hat es denn ausgerechnet der Mops zum Modehund gebracht? Ist das vielleicht ein augenzwinkerndes Argument gegen den herrschenden Schönheitswahn bei Trendhunden?

Antje Schünemann: Der Mops hat einen regelrechten Imagewandel vollzogen. Früher eher als pralinenverwöhntes Schoßhündchen älterer Damen bekannt, gilt die Rasse seit einiger Zeit als Charakterhund, als drolliger Geselle und man schätzt seine friedfertigen Eigenschaften. Beliebt ist der Mops übrigens vor allem bei jungen Frauen. Die Werbung greift solche Strömungen auf, man sieht vermehrt Mops-Abbildungen und das verstärkt dann wieder die Bekanntheit und Beliebtheit.

Trendhunde – muss es denn immer ein Rassehund sein?

Antje Schünemann: Ein Rassehund ist immer auch ein Statussymbol. Nicht nur die Eigenschaften, die mit bestimmten Rassen verbunden werden, spielen eine Rolle, sondern tatsächlich auch der Preis. Über den Hund wird ausgedrückt: „Schau her, ich kann mir einen Rhodesian Ridgeback ,einen Weimaraner oder eben einen Mops leisten“. Aber: Auch ein Mischling aus dem Tierheim ist ein Statement! Ein Tierheim-Hund zeigt, dass der Besitzer tierlieb ist und sich vielleicht sogar bewusst gegen einen Trend entscheidet.

Wie sehen Sie die Chancen für Spitz, Fox Terrier oder andere Rassen, die seit langem ein Schattendasein fristen und kaum noch gefragt sind?

Antje Schünemann: Wenn man sich aktuelle Modekampagnen ansieht, merkt man, dass die 1950er und 60er Jahre wieder angesagt sind. Was könnte dazu besser passen, als ein stilechter Fox Terrier? Eine weitere Rasse, die bald wieder an Beliebtheit gewinnen könnte, ist der Dackel.

Ein Comeback für Dackel als Trendhunde?

Antje Schünemann: Absolut! Dackel stehen für Bodenständigkeit und traditionelle Werte und sind vielleicht sogar ein bisschen spießig. Aber genau das könnte wieder im Kommen sein. Außerdem geht der Trend seit einiger Zeit in Richtung Kleinhunde. Zwar bevorzugen die Deutschen etwa im Gegensatz zu den Franzosen eher größere Rassen, aber kleine Hunde passen besser zu einem urbanen Lebensgefühl und sind in der Stadt einfacher zu halten.

Frau Schünemann, wir sind gespannt auf die neuen Trendhunde! Vielen Dank für das Gespräch.

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