Der Super-Rettungshund

Engel auf vier Pfoten
© DRK, Irmgard Peruzzi

Bijata ist der Super-Rettungshund 2011! Sie fand ein schwer verletztes Opfer dort, wo niemand gesucht hat. Und die schöne Barsoi-Hündin beweist, dass jede Hunderasse das Zeug dazu hat, hilflosen Menschen das Leben zu retten. Hundeführerin Irmgard Peruzzi verrät, was Bijata zum Super-Rettungshund macht.

Nur mit seinem flüchtigen Geruch in der Nase fand Bijata das schwer verletzte Opfer eines Autounfalls. Was die Barsoi-Hündin sonst noch zum Super-Rettungshund 2011 macht, verrät Irmgard Peruzzi. Die Besitzerin von Bijata und erfahrene Hundeführerin ist für die DRK-Rettungshundestaffel im Einsatz. Gemeinsam mit Bijata spürt sie vermisste Menschen auf und verfolgt die Spuren orientierungsloser Opfer. 50 bis 70 Mal im Jahr haben Bijata und Irmgard Peruzzi einen Einsatz, in dem es um Leben und Tod gehen kann.

Was macht Ihren Hund zum Super-Rettungshund 2011?

Irmgard Peruzzi: Es ist ihr Leistungswille, ihre Erfolge, ihre vielen Alarmierungen – und wie immer im Leben auch ihre Schönheit. Ich bin meiner Bijata unendlich dankbar, dass sie über so viele Jahre eine so tolle, einsatzbereite Teampartnerin war – und ist. Nebenbei ist sie auch Champion bei Ausstellungen.

Hatten Sie zusammen ein besonderes Erlebnis?

Irmgard Peruzzi: 2007 wurden wir zu einem schweren Verkehrsunfall gerufen. Der verletzte Fahrer des Autos gab an, noch einen Beifahrer zu haben. Doch von diesem fehlte jede Spur. Beide hatten sich kurz vor dem Unfall auf einer Kneipentour kennen gelernt und waren zusammen unterwegs. Der Verletzte konnte sich nicht mehr an seinen Namen erinnern, gab jedoch an, dass der Beifahrer durch die Frontscheibe gefallen war und daher Verletzungen haben müsste. Im Schock war dieser wahrscheinlich weggelaufen.Feuerwehr, Rettungshubschrauber und Einsatzkräfte suchten vergeblich. Dann wurden Bijata und ich alarmiert. Da das Unfallauto bereits auf dem Autohof war, mussten wir für einen Geruchsgegenstand dorthin fahren und den Besitzer aus dem Bett holen. Der begleitende Polizist war sehr skeptisch, ob Bijata den Vermissten finden könnte. Vor ihren Einsätzen führt sie häufig ein Stretching-Ritual durch, um sich zu entspannen. Der Polizist meinte nur: “Ach, die hat doch gar keine Lust zu suchen”.Als Bijata die Fährte aufnahm, führte sie mich jedoch direkt zu einem Werkhof. Dort war alles stockdunkel, sodass wir unsere Taschenlampen einsetzen mussten. Plötzlich stand ein blutüberströmter, großer Mann vor uns. Vor lauter Schreck schrie ich kurz auf und auch Bijata war überrascht. Der Vermisste fiel dem Hund sofort um den Hals und rief: “Du hast mich gefunden, das ist ja wie im Film!” Nach dem ersten Schreck genoss Bijata das Kraulen des Mannes und ließ sich ausgiebig umarmen. Sie wich ihm nicht mehr von der Seite und saß auch während der Untersuchung im Krankenwagen neben ihm. Für die ganze Suche brauchte Bijata nur acht Minuten!

Wie kamen Sie zum DRK und seit wann sind sie gemeinsam als Team unterwegs?

Irmgard Peruzzi: Ich bin zum DRK gekommen, weil diese Hilfsorganisationen im Gegensatz zu anderen daran glaubte, dass Windhunde in der Lage sind Rettungshundearbeit zu leisten. Seit 2003 leiste ich Ernst-Einsätze wie die Vermisstensuche mit meiner Mantrailer-Hündin Bijata. Aber auch mit meinem ebenfalls geprüften Flächensuchhund Boris und meinem geprüften Trümmersuchhund Crassny bin ich für das DRK im Einsatz. Die beiden Töchter von Bijata sind ebenfalls geprüfte Mantrailer.

Welche Ausbildung haben Sie beim DRK durchlaufen?

Irmgard Peruzzi: Neben der Ausbildung als Hundeführerin habe die notwendigen Schulungen absolviert, um als Hunde-Instruktorin zu arbeiten. Später wurde ich nach weiterführenden Führungsausbildungen im DRK stellvertretende Staffelleiterin und Prüferin für Rettungshunde-Teamprüfungen in den Sparten Flächensuche, Trümmersuche und Mantrailing. Zusammen mit meinen drei Kolleginnen bin ich noch als Fachberaterin der Rettungshundearbeit im Badischen Roten Kreuz engagiert.

Was gehört zur Grundausbildung eines Rettungshundes?

Irmgard Peruzzi: Die Grundausbildung der Flächen- und Trümmersuche weicht von der Grundausbildung zum Mantrailer-Hund ab. Allen gemeinsam ist jedoch die Förderung der sozialen Kompetenz gegenüber Menschen, die Fähigkeit zu lernen und Probleme zu lösen. Die Grundausbildung muss so gestaltet werden, dass neben der spezifisch geforderten Fähigkeit, der Leistungswille erhalten und weiter gefördert wird.

Welchen Anforderungen muss der Hundeführer gerecht werden?

Irmgard Peruzzi: Neben der physischen Gesundheit müssen die Hundeführerinnen über viel soziale Kompetenz verfügen. Rettungshundearbeit ist Teamarbeit. Es ist nicht möglich einen Rettungshund ohne die intensive Mitwirkung der anderen Staffelmitglieder auszubilden. Deshalb ist der Sucherfolg immer als eine Leistung der ganzen Staffel zu betrachten. Auch die Bereitschaft zu jeder Tages- oder Nachtzeit in den Einsatz zu gehen ist nicht selbstverständlich und bedingt ein hohes Maß an Hingebung.

Nochmals herzlichen Glückwunsch und vielen Dank für das Gespräch!

Vom 11. bis zum 22. Juli 2011 startete das DRK auf Facebook die Aktion „Super-Rettungshund 2011“. Zur Wahl standen insgesamt zehn Rettungshunde, die alle faszinierende und bewegende Geschichten zu berichten hatten. Bijatas Eleganz, Einsatzerfahrung und Wesensstärke überzeugten schließlich die “Facebook-Jury”.

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