Rumänisches Kind wurde nicht von Streunern getötet

Hunde leben teilweise auf engstem Raum in kleinen Käfigen zusammen. © VIER PFOTEN International
VIER PFOTEN deckt anhand eines offiziellen Dokuments auf, dass eine falsche Tatsachenbehauptung zu den Massentötungen von Streunerhunden in Rumänien führte.
Im Oktober 2013 trat das rumänische Tötungsgesetz in Kraft, nachdem der vierjährige Junge Ionut Anghel vor genau einem Jahr in Bukarest von Hunden tödlich verletzt worden war. Unmittelbar nach dem Tod des Jungen berichteten die rumänischen Medien, dass Streunerhunde den Jungen getötet hätten, und das Parlament verabschiedete auf Drängen von Präsident Băsescu ein Gesetz, das die Massentötungen von Streunerhunden erlaubt. Doch ein offizielles Dokument der Staatsanwaltschaft zeigt, dass das Kind nicht von Streunerhunden getötet wurde, sondern von sieben Wachhunden, die der Firma S.C. TEI REZIDENŢIAL S.R.L. BUCUREŞTI gehörten.
Täuschung und Manipulation

© VIER PFOTEN, Mihai Vasile
VIER PFOTEN ist im Besitz eines Berichts mit dem Titel „Anklageschrift” von der dem rumänischen obersten Gericht, dem Kassationshof und dem Justizministerium angeschlossenen Staatsanwaltschaft. Der Bericht enthält die Ergebnisse der Untersuchungen zum Tod von Ionut Anghel als Hintergrund für die offizielle Anklage gegen zwei Parteien und eine Einzelperson: die Verwaltung des öffentlichen Eigentums im Sektor 2 der Stadt Bukarest, die Firma S.C. TEI REZIDENŢIAL S.R.L. BUCUREŞTI und den gesetzlichen Vertreter dieser Firma. Gemäß der Anklageschrift hat die Staatsanwaltschaft gegen diese drei Anklage wegen Totschlags erhoben.
In dem Dokument steht unter anderem:
Außerdem stellt die Staatsanwaltschaft fest:
Damit steht fest, dass das arme Kind nicht von Streunerhunden getötet wurde, doch die (mittlerweile sogar illegalen) Tötungen gehen weiter!
Laut Răzvan Băncescu, Chef der Bukarester Tierschutz-Aufsichtsbehörde ASPA, wurden allein in Bukarest bisher 16.000 Streunerhunde von der Stadt getötet, und 2.000 Hunde sind in öffentlichen Tierheimen untergebracht. Băncescu bestätigte außerdem, dass die Hälfte dieser 16.000 Streunerhunde nach der Aufhebung der Anwendungsnormen des Tötungsgesetzes und damit illegal getötet wurden.
Diese Normen wurden am 20. Juni 2014 durch einen Beschluss des Appellationsgerichts aufgehoben, nachdem VIER PFOTEN rechtliche Schritte dagegen eingeleitet hatte. Seitdem darf das Gesetz nicht angewandt werden, und das Töten von Streunerhunden ist illegal.
Situation in Rumänien ist außer Kontrolle
VIER PFOTEN hat Anzeige erstattet gegen mehrere Vertreter des ASPA-Managements wegen Verstoßes gegen den Beschluss des Appellationsgerichts. Zudem haben wir gegen die Regierung gegklagt und beim Appellationsgericht die Annullierung der rechtswidrigen Bestimmungen der Anwendungsnormen beantragt.
Gabriel Paun, Kampagnendirektor bei VIER PFOTEN betont:
Schockierende Zustände in rumänischen Hunde-Tierheimen
Im Juli 2014 hatte VIER PFOTEN einen schockierenden Bericht und Videoaufnahmen veröffentlicht, die illegale Aktivitäten in der Mehrzahl der rumänischen staatlichen Tierheime enthüllten. Keines der rumänischen Tierheime agierte konform mit dem Gesetz. In den besuchten Tierheimen wurden bis zu 29 Gesetzesverstöße dokumentiert, wie zum Beispiel tote Hunde, die im Tierheim zwischen noch lebenden Hunden lagen, überfüllte Zwinger, Hündinnen und ihre Welpen, die zusammen mit anderen Hunden gehalten wurden, Futter gemischt mit Müll, Urin und Exkrementen auf dem Boden der Hundezwinger, Abwasser, das durch die Zwinger rann. Außerdem wurden Blutspuren in vielen Käfigen sowie blutende und kranke Hunde in mehreren Tierheimen beobachtet und durch Videoaufnahmen dokumentiert. Wir haben die zuständige nationale Behörde für Veterinärangelegenheiten ANSVSA über diese Verstöße informiert, aber keine Antwort erhalten. Auch wurden die Tierheime von uns im Juni und August nochmals besucht, aber die Bedingungen haben sich nicht verbessert.
VIER PFOTEN fordert Ministerpräsident Ponta auf, auf die 62 Prozent der Rumänen zu hören, die gegen die Tötungen sind sowie auf die 173.000 Europäer, die ihn schriftlich dazu aufgefordert haben, die Tötungen zu stoppen.
VIER PFOTEN ist eine international tätige Tierschutzorganisation mit Hauptsitz in Wien. Die 1988 von Heli Dungler gegründete Organisation setzt sich mit nachhaltigen Kampagnen und Projekten für den Tierschutz ein. Grundlagen dafür sind wissenschaftliche Expertisen, fundierte Recherchen sowie intensives nationales und internationales Lobbying. Der Fokus liegt auf Tieren, die unter direktem menschlichen Einfluss stehen: Streunerhunde und -katzen, Labor-, Nutz-, Wild- und Haustiere sowie auf Bären, Großkatzen und Orang-Utans aus nicht artgemäßer Haltung. Mit Niederlassungen in Belgien, Bulgarien, Deutschland, Großbritannien, Niederlande, Österreich, Rumänien, Schweiz, Südafrika, Ungarn und den USA sorgt VIER PFOTEN für rasche und direkte Hilfe für Tiere in Not.
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