Ausrottung und Rückkehr des Luchses

Das Überleben der Raubkatze
Das Überleben der Raubkatze © TIER.TV

Lange Zeit galten Wildtiere wie der Luchs als ausgestorben. Ihr Bestand wurde durch gezielte Jagd und Ausrottung in Europa stark dezimiert. Nun kehrt er wieder zurück in heimische Wälder.

Die Ausrottung des Luchses

Wildtiere wie Bär, Wolf und Luchs verschwinden aus den Wäldern Europas als die Menschen beginnen, sesshaft zu werden und intensiv Landwirtschaft zu betreiben. Die Siedler jagen nicht nur die Raubtiere. Sie versuchen, alle gefährlichen Wildtiere gezielt auszurotten. Hirten, Bauern und Jäger betrachten die Tiere als Konkurrenten oder Feinde. Auf ihre Erlegung sind sogar Prämien ausgesetzt. Der Luchs hat es besonders schwer. Er gilt als mordlüstern und hinterlistig.

Zunächst vertreiben die Menschen das Wildtier in unzugängliche Gebiete. Als die Menschen auch hier Landwirtschaft betreiben, beginnt die gezielte Jagd auf die Raubkatze. Kein Luchs soll das wertvolle Nutztier bedrohen. Auch seines schönen Fells wegen jagen die Menschen den scheuen Luchs. Als der Luchs schließlich immer weniger Beutetiere wie Reh und Dammhirsch findet, bleibt ihm in Deutschland kaum noch Raum zum Überleben. Er zieht sich in größere Gebirgszüge wie die Pyrenäen, die Alpen, den Bayerischen und Böhmischen Wald sowie das Zentralmassiv in Frankreich zurück. In Österreich wird der letzte Luchs 1812 erlegt. Im tschechischen Teil des Böhmerwaldes kann er sich bis Anfang des 20. Jahrhunderts halten.

Die scheue Katze kehrt zurück

Mittlerweile hat sich der Bestand des Luchses in Europa wieder erholt. In Norwegen, Finnland, Polen, Tschechien, Rumänien und Schweden streift er nun wieder häufiger durch die Wälder. Allerdings gibt es nur in Skandinavien, in den Karpaten und den Ländern der ehemaligen Sowjetunion natürliche Luchsvorkommen. Alle anderen Luchsbestände in Europa sind Wiederansiedelungen.

Auch in Deutschland ist der Luchs wieder angekommen. Im Harz, im Spessart, im Bayerischen Wald und im Fichtelgebirge hat er eine neue Heimat gefunden. In den 1980er und 1990er Jahren wanderten Luchse vor allem aus dem Böhmer Wald in Tschechien nach Deutschland. Im Bayerischen Wald wird der Bestand auf 15 bis 20 Tiere geschätzt.

Forschung für eine dauerhafte Rückkehr

Noch immer wissen Forscher zu wenig über die Gewohnheiten der seltenen Tiere und welches Lebensumfeld sie benötigen. Mit Hilfe von Trittspuren, Kot und gerissener Beute versuchen die Wissenschaftler ein möglichst genaues Bild dieses Tieres zu erhalten. Je mehr Forscher über den Luchs in Erfahrung bringen, umso besser gelingt die Freisetzung und Wiederansiedelung.

Mehr Toleranz

Artenschützer arbeiten daran, das Image des Luchses zu verbessern und setzen sich für mehr Toleranz gegenüber diesen Wildtieren ein. Je näher die Tiere dem Menschen kommen, desto größer sind allerdings die Bedenken: Jäger befürchten die Dezimierung des Rehwilds; Landwirte sorgen sich um ihre Nutztiere. Naturschützer sehen im Luchs dagegen eine Art Gesundheitspolizist, der kranke und schwache Tiere erbeutet. Allerdings gibt es hierfür keine wissenschaftlich belegten Studien.
Aus welcher Perspektive der Luchs auch gesehen wird: Für die dauerhafte Eroberung neuer Lebensräume ist der Luchs auf die Hilfe des Menschen angewiesen.

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