Von Hasen und Kaninchen

Meister Lampe und sein kleiner Doppelgänger
Meister Lampe und sein kleiner Doppelgänger © Fotolia

Trotz hoher Verwechslungsgefahr: Hasen und Kaninchen pflegen kein enges Verwandtschaftsverhältnis. Obwohl beide zu der Familie der Hasen (Leporidae) gehören, sind sie doch recht verschieden.

erläutert die wichtigsten Unterschiede.

Unterschiedlicher Körperbau:

Lange Löffel und kleiner Klopfer

Auch wenn es auf den ersten Blick nicht so scheint: Hasen und Kaninchen sind nur weitläufig miteinander verwandt. Bei einer Gegenüberstellung sieht man recht schnell: Feldhasen (Lepus europaeus) sind viel größer und schwerer als das gemeine Wildkaninchen (Oryctogalus cuninculus). Ein ausgewachsener Feldhase wiegt vier bis sechs Kilogramm. Ein Kaninchen dagegen hat einen eher rundlichen, gedrungenen Körperbau und bringt durchschnittlich nur 1,5 Kilo auf die Waage.Besonders auffallend sind auch die langen Löffel des Hasen, die stattliche 15 Zentimeter messen können. Feldhasen haben zudem lange „Läufer“ und sind damit über lange Strecken hinweg sehr gute Sprinter. Ist Gefahr in Verzug, hoppeln Kaninchen hingegen mit ihren wesentlich kürzeren Hinterbeinen möglichst schnell ins Gebüsch. Auch farblich unterscheiden sich die beiden: Feldhasen sind oft rötlichbraun mit weißem Bauch und ihre Ohren haben dunkle Seiten und Spitzen. Kaninchen sind eher graubraun und am Bauch etwas heller.

Unterschiedliche Aufzucht:

Nesthocker und Nestflüchter

Von Geburt an sind die Unterschiede zwischen Hasen und Kaninchen unübersehbar. Der Hasennachwuchs wird oberirdisch in kleinen Mulden – auch Sasse genannt – geboren und hat schon von Geburt an ein Fell. Mit offenen Augen erkunden die relativ selbstständigen Nestflüchter die Welt. Das Muttertier sucht die Jungen nur einmal am Tag zum Säugen auf. Hasen bekommen nach einer Tragezeit von ca. 42 Tagen durchschnittlich ein bis zwei Junge.Kaninchen hingegen kommen blind, nackt und taub in einer Erdhöhle auf die Welt. Die somit sehr hilflose Nesthocker verbleiben zunächst in der Höhle und werden nur ein bis zwei Mal am Tag von der Mutter gesäugt. Kaninchen können vier bis sechs Mal im Jahr nach einer Tragezeit von 28 bis 33 Tagen drei bis vier Junge (selten auch mal sechs) bekommen.

Unterschiedliche Lebensweisen:

Sasse und Höhlen

Feldhasen leben bevorzugt auf dem offenen Feld. Tagsüber schlafen sie in ihrer Kuhle am Feldrand und gehen nachts auf Nahrungssuche. Als Haustiere eignen sie sich nicht. Hasen stehen unter Naturschutz und dürfen nur zu bestimmten Zeiten gejagt werden.Für ihre Höhlenbauten bevorzugen Kaninchen geschützte Stellen am Waldrand, oft auch in Parkanlagen. Sie leben unterirdisch und verlassen ihren Bau ebenfalls in der Dämmerung zur Nahrungsaufnahme. Kaninchen sind als Haustiere äußerst beliebt, durch selektive Zucht sind unzählige Rassen und Farbschläge entstanden. Daher werden Hauskaninchen auch gerne als „Stallhasen“ bezeichnet.

Unterschiedliche Persönlichkeiten:

Angsthase und Spitzensportler

Auch im Sozialverhalten unterscheiden sich Hasen und Kaninchen voneinander. Während Kaninchen das gesellige Leben im Rudel lieben, gelten Feldhasen eher als Einzelgänger, die nur zur Paarungszeit die Gesellschaft ihrer Artgenossen suchen. Besonders auf der Flucht entwickelt sich der Feldhase zum Spitzensportler, der mit seinen langen Hinterläufen eine Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 80 Kilometern pro Stunde erreichen kann. Berühmt ist der schnelle Sprinter auch wegen seiner flinken Haken: Seine abrupten Richtungswechsel sind legendär und schütteln so manch einen Verfolger ab.Bei drohender Gefahr suchen Kaninchen dagegen möglichst schnell das nächste Versteck auf. Sie sind eher Kurzsprinter, als Fluchttiere eignet sich ihr gedrungener Körper nicht für lange Laufstrecken. Eins ist somit bewiesen: Die wirklichen Angsthasen sind nur die Kaninchen!

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