Wildtiere im Winter

Die Überlebensstrategien der Waldbewohner
Die Überlebensstrategien der Waldbewohner

Draußen wird es wieder kälter. Während für unsere Haustiere gesorgt ist, müssen Tiere in der freien Wildbahn selbst Vorsorge treffen. Wie verhalten sich Wildtiere im Winter um die kalte Jahreszeit zu überstehen?

Igel, Schmetterlinge oder Eichhörnchen: Viele Wildtiere im Winter lassen es etwas ruhiger angehen, denn, so Birgit Radow, Geschäftsführerin der Deutschen Wildtier Stiftung: „Im Winter wird für sie das Fressen knapp – und wer schläft, der hungert nicht!“ Wichtig ist jetzt das passende Dach über dem Kopf. Dabei kann der Mensch den Langschläfern im Tierreich wertvolle Hilfe leisten.

Unterschlupf für Wildtiere im Winter

„Laubhaufen sind für Grasfrösche, Erdkröten und Igel ein wichtiger Unterschlupf, um gut über den Winter zu kommen“, sagt Birgit Radow und ermutigt zu „mehr Unordnung im Garten“. Auch Steinhaufen und Holzstapel dienen als perfekte Schlafplätze für Wildtiere im Winter. Schmetterlinge wie das Tagpfauenauge und der Kleine Fuchs überwintern auch in Kellern und auf Dachböden.

„Aber man kann ihnen mit dem Schmetterlings-Hotel das Leben in der kalten Jahreszeit wesentlich erleichtern“, sagt die Geschäftsführerin. Die Deutsche Wildtier Stiftung bietet dafür ein wetterfestes Schmetterlings-Hotel aus Buchenholz an, das in Behindertenwerkstätten gefertigt wird. „Hier können Schmetterlinge und andere Insekten auch bei Minustemperaturen ungestört die Wintermonate über ausharren“, erklärt Birgit Radow.

Überlebensstrategien für die kalte Jahreszeit

Insekten überleben die Kälte, weil sie „Alkohol“ im Blut haben. Das Glyzerin funktioniert wie eine Art Frostschutzmittel, setzt den Gefrierpunkt des Insektenblutes herab und die Zellen werden nicht durch Eiskristalle zerstört. Säugetiere haben andere Fähigkeiten: Sie rollen sich in ihrer auspolsterten Schlafstätte zusammen und schlafen ein. Der Schlaf-Trick funktioniert allerdings nur, weil sie die Körpertemperatur bis auf drei Grad sinken. „Igel schlafen so bis zu vier Monate lang, Murmeltiere sechs Monate und Siebenschläfer sogar sieben Monate“, erläutert Birgit Radow.

Vor dem Winterschlaf haben sie sich einen Fettvorrat angefressen, der als Energiespeicher und Isolationsschicht gegen die Kälte funktioniert. Herzschlag und Atmung sind enorm verlangsamt. Murmeltiere machen sogar minutenlange Atempausen.

Kein Tiefschlaf, sondern Winterruhe

Spuren im Schnee
Spuren im Schnee

Andere Wildtiere im Winter hingegen schlafen nicht: Eichhörnchen, Dachs und Biber ruhen in ihren Bauten und Höhlen, sind aber reaktionsfähig und gehen sogar häufig auf Nahrungssuche um ihre Vorräte aufzustocken. Bei diesen Tieren spricht man deshalb von „Winterruhe“.

Große Säugetiere wie Hirsche und Rehe reduzieren im Winter ihre Körpertemperatur, um Energie zu sparen. Sie stehen oft bewegungslos in der Landschaft. „Sogar ihr Herzschlag verringert sich – statt 60 bis 70 Mal schlägt ihr Herz jetzt nur 30 bis 40 Mal in der Minute. Die Reaktionsfähigkeit ist stark herabgesetzt“, so Birgit Radow. Gleichzeitig hat sich der Verdauungstrakt verkleinert, denn die Tiere finden im Winter oft nur faserreiche Nahrung wie dürre Gräser und Brombeerblätter.

Weitere Informationen zu Wildtiere im Winter: Deutsche Wildtierstiftung.

Augen auf beim Waldspaziergang im Winter: Auch wenn kein Tier zu sehen ist, hinterlassen die scheuen Waldbewohner ihre Spuren im Schnee.

begibt sich auf die Fährte der Wildtiere.

Wildtiere: Paarhufer und Tatzengänger

Rehe, Wildschweine, Füchse, Hasen oder Rothirsche – im Wald wohnen zahlreiche Wildtiere. Und jedes von ihnen hinterlässt charakteristische Spuren. Die meisten Wildtiere sind Paarhufer, das bedeutet, dass jeder ihrer Hufe zwei Abdrücke hinterlässt. Am häufigsten sieht man in deutschen Wäldern Spuren von Rehen. Diese erkennt man an zwei länglichen Abdrücken, die vorne spitz zulaufen. Auch Wildschweine sind Paarhufer, ihre Fußabdrücke laufen aber parallel.

„Rothirsche erkennt man daran, dass sie im Vergleich zum zierlichen Reh tiefere und größere Abdrücke hinterlassen“, erklärt Dr. EdmundHaferbeck, wissenschaftlicher Berater der Tierrechtsorganisation PETA Deutschland e. V. Nur mit viel Glück sieht man in Deutschland auch Spuren von Tatzengängern, wie zum Beispiel Luchsen. Füchse kommen etwas häufiger vor. „Ihre Spuren unterscheiden sich von Hunden dadurch, dass sie ihre Füße in einer Linie direkt hintereinander setzen“, so Dr. Haferbeck. „Die Hinterläufe treten quasi in die Spur der Vorderläufe.“

Winterruhe von Wildtieren respektieren

Auch im Winter sollte man beim Waldspaziergang darauf achten, die öffentlichen Wege nicht zu verlassen, um die Wildtiere nicht zu stören, rät PETA. Wenn Wildtiere aufgeschreckt werden und flüchten müssen, werden jedes Mal die knappen Fettreserven angegriffen. Außerdem könnten Rehe oder Wildschweine über Straßen laufen und Autounfälle verursachen. Um Wildtiere nicht zu erschrecken, sollten Hunde bei Waldspaziergängen unbedingt angeleint werden.

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