Tiere haben Persönlichkeit

Tierische Macken und Spleens
Tierische Macken und Spleens © Sandra Hiltscher

Tierhaltern war es schon immer klar, nun ist es auch wissenschaftlich belegt: Hund ist nicht gleich Hund, Katze nicht gleich Katze. Es ist amtlich: Tiere haben Persönlichkeit! Jedes Tier hat seine Eigenheiten und begegnet uns mit ganz individuellen Macken und Spleens.

Persönlichkeit bei Tieren

Schüchtern, vorsichtig, draufgängerisch oder schnell beleidigt: Mit solchen Attributen lassen sich nicht nur die Mitmenschen beschreiben, sondern auch Tiere haben Persönlichkeit. Jeder, der ein Tier hat, wird dies spontan bestätigen – schließlich kennt man seinen Pappenheimer und weiß, wie man mit dem Haustier umzugehen hat. Was in der Forschung lange belächelt und als unsachliche Vermenschlichung abgetan wurde, ist inzwischen immer häufiger Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen.

Verhaltensbiologen weisen Charaktereigenschaften nach

Persönlichkeit bei Tieren

Meerschweinchen, Schimpansen, Schweine, Braunbären – ja sogar Goldfische sind mittlerweile Thema aktueller Verhaltensstudien. Doch wie untersucht man die Charaktermerkmale beispielsweise einer Spinne? Hierzu führen die Forscher Standardtests durch: „Erkundet der Achtbeiner neue Gegenstände mit Neugier und Interesse oder schreckt die Spinne davor zurück?“ Durch diese intensive Beobachtung entsteht dann schließlich ein Bild über das Wesen einzelner Tiere.

Wie entsteht die tierische Persönlichkeit?

Der Persönlichkeitspsychologe Samuel Gosling von der University of Texas veröffentlichte bereits 2005 eine Übersichtsarbeit, in der das Temperament von Hunden unter die Lupe genommen wurde. Demnach lassen sich mindestens sieben beständige Eigenschaften nachweisen, unterschieden nach Zutraulichkeit, Geselligkeit und Trainierbarkeit, Erregbarkeit, Aggressivität, Dominanz und Aktivitätsniveau. Doch wie entstehen diese individuellen Unterschiede?

Forscher wie der Niederländer Jaap Koolhaas von der Universität Groningen oder Bart Kempenaers vom Max-Planck-Institut für Ornithologie konzentrierten sich auf die Untersuchung von Kohlmeisen. Beide Wissenschaftler gingen der Frage nach, ob Charaktermerkmale genetisch bedingt sein könnten, mit anderen Worten ob Mut oder Schüchternheit vererbt werden. Doch ein zuverlässiger Nachweis ist mühsam – bislang konnte diese These noch nicht abschließend belegt werden. Auf der anderen Seite scheint auch Cortisol eine Rolle zu spielen: Je nachdem, wie viel von diesem Stresshormon ausgeschüttet wird, kommt es zu unterschiedlichen Eigenschaften. Trennt man beispielsweise Kühe von ihrer Herde, verhalten sich die einen eher ängstlich und passiv, während sich die anderen munter mit ihrer neuen Umgebung vertraut machen.

Welche Typen gibt es?

Beim Menschen geht man inzwischen von fünf grundlegenden Eigenschaften aus: Extraversion, Neurotizismus, Verträglichkeit, Gewissenhaftigkeit und Offenheit für Erfahrungen. Intelligenz und Kreativität gelten als davon unabhängig. Doch was einen Charakter schlussendlich ausmacht, hängt von der Kombination und der individuellen Ausprägung dieser Merkmale ab.

Auf Tiere lässt sich dies freilich nicht eins zu eins übertragen – zudem ist diese Forschungsrichtung noch relativ jung. Beispielsweise ist noch nicht geklärt, welchen Einfluss Erziehung und Sozialisation spielen. Es bleibt also spannend – aber so viel steht fest: Tiere haben Persönlichkeit und jedes Tier ist einzigartig!

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