Unsauberkeit bei Haustieren

Hilfe, mein Tier ist plötzlich unsauber!
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Was steckt dahinter, wenn Hund und Katze plötzlich ihre guten Manieren vergessen und in die Wohnung machen?

sprach mit der Tierpsychologin und Tierhomöopathin Gabriele Zuske über Ursachen und Umgang mit dem Thema Unsauberkeit bei Haustieren.

Frau Zuske, wann sprechen Sie als Fachfrau von Unsauberkeit bei Haustieren? Ein kleines Malheur kann ja mal passieren…

Gabriele Zuske: Bei Hunden handelt es sich dann um ein Problem, wenn das Tier ständig sein Geschäft in der Wohnung verrichtet. Bei Katzen kann es dagegen sein, dass die Katzentoilette zwar benutzt wird, aber trotzdem immer wieder mal ein Fehlverhalten auftritt.

Sie als Psychologin sehen ja genauer hin – was steckt hinter solch einem Verhalten? Wo liegen die Ursachen für plötzliche Unsauberkeit bei Haustieren?

Tierpsychologin Gabriele Zuske

Gabriele Zuske: Bei Hunden ist oft Trennungsangst der Auslöser, aber auch Stress kann zu Unsauberkeit führen: Vielleicht hat der Hund schlechte Erfahrungen beim Gassi gehen gemacht und hat nun beschlossen, sein Geschäft lieber in einer für ihn sicheren Zone zu verrichten. Oder das Tier wurde als Welpe falsch belohnt oder bestraft und hat dadurch falsche Verknüpfungen abgespeichert. Auch Katzen können diese falschen Verknüpfungen erfahren. Steht das Katzenklo an einem Platz, wo die Katze häufig gestört wird, wird sie es meiden. Ein weiterer Grund bei Katzen ist mangelnde Hygiene in der Toilette. Auch Katzentoiletten mit Abdeckungen werden oft nicht gut angenommen, denn unter der Haube stauen sich Gerüche – die Katze wird sich dann lieber einen nicht so stark riechenden Platz suchen.

Gibt es auch organische Gründe, also Erkrankungen, die zur Unsauberkeit bei Haustieren führen?

Gabriele Zuske: Im Prinzip kann jede Erkrankung auch zu Unsauberkeit bei Haustieren führen. Falls ein Tier Schmerzen bei der Verrichtung seines Geschäfts hat, kann es sein, dass es Tätigkeit und Ort miteinander verknüpft. Die Katze denkt dann beispielsweise, dass ihr das Katzenklo Schmerzen zufügt. In der Folge wird dieser Ort natürlich gemieden. Blasen- oder Nierenerkrankungen sind häufig für Unsauberkeiten verantwortlich, deshalb sollte ein unsauberes Tier immer vorab vom Tierarzt untersucht werden. Keine Verhaltenstherapie kann helfen, wenn das Tier Schmerzen hat!

Unsauberkeit bei Haustieren – Was will das Tier mit diesem Verhalten mitteilen?

Gabriele Zuske:Entweder teilt es uns mit, dass es Schmerzen hat oder dass es übermäßigem Stress ausgesetzt ist. Das geschieht häufig bei Katzen, die miteinander leben müssen und damit nicht zurecht kommen. Diesen Stress kompensieren sie dann und versuchen, sich mit ihrem Urin oder ihrem Kot abzusichern. Auch Hunde zeigen durch Unsauberkeit, dass sie gestresst sind. Ein Beispiel hierfür wäre ein Hund, dem es bei jeder Begrüßung „entwischt.“

Auch wenn man sein Tier liebt, ständiges Hinterherwischen ist eine nervliche Belastung. Was sollte man dennoch vermeiden bei Unsauberkeit bei Haustieren?

Gabriele Zuske: Der Halter sollte das Verhalten möglichst ignorieren um nicht versehentlich auch noch falsche Signale zu senden. Strafen oder das Tier in die Fäkalien stupsen sind keine Lösungen für die Unsauberkeit bei Haustieren, weil sie nur zu weiterem Angstverhalten führen. Das Fehlverhalten wird jedoch nicht gelöst – die Tiere lernen dann nur vorsichtiger zu sein und machen heimlich irgendwo hin. Außerdem strafen wir meist zu langsam. Tiere können nur ein bis zwei Sekunden lang zuordnen, wofür ein Lob oder eine Strafe gedacht ist. Wartet man mit dem Tadel zu lange, versteht das Tier überhaupt nicht, um was es geht.

Was kann man als Hunde- oder Katzenbesitzer selbst tun, um dieses unerwünschte Verhalten in den Griff zu bekommen?

Gabriele Zuske: Die Möglichkeiten sind vielfältig um gegen die Unsauberkeit bei Haustieren vor. Als Hundebesitzer kann man z. B. versuchen, das Verhalten zu ignorieren und nicht versehentlich noch falsch zu belohnen. Denn Hunde deuten auch eigentlich strafendes Verhalten gerne als zusätzliche Aufmerksamkeit. Das bedeutet, sie machen vielleicht absichtlich irgendwo hin, nur damit man sich mit ihnen beschäftigt. Diese Reaktion ist bei Katzen seltener. Bei ihnen sollte man eher die Auslöser – also etwa das Katzenklomanagement oder Rangeleien mit anderen Stubentigern – angehen.

In welchen Fällen ist eine tierpsychologische Behandlung sinnvoll?

Gabriele Zuske: Wenn sich das Fehlverhalten zu sehr verfestigt hat, ist es oft schwer, selbst etwas zu ändern. Auch können viele Halter die Signale ihres Tieres nicht richtig übersetzen. Mit professioneller Hilfe verbessert sich die Kommunikation zwischen Mensch und Tier und Probleme können gezielt angegangen werden.

Wie muss man sich die Behandlung für das Problem Unsauberkeit bei Haustieren beim Tierpsychologen vorstellen?

Gabriele Zuske: Die Therapie ist sehr individuell. Ich versuche immer, während einer Erstberatung das Fehlverhalten des Tieres zu erklären und dem Halter Lösungsmöglichkeiten an die Hand zu geben. Oftmals reicht dieser Termin schon aus, in anderen Fällen schließen sich bestimmte Trainingseinheiten an.

Ab wann zeigen sich Behandlungserfolge bei Unsauberkeit bei Haustieren?

Gabriele Zuske: Bei einfachen Unsauberkeitsproblemen in der Regel ziemlich schnell. Katzen, die nur ein Problem mit ihrem Umfeld hatten, reagieren sehr zügig auf die Veränderungen und alle sind glücklicher. Katzen, die Probleme untereinander haben, benötigen meist ein wenig länger dazu. Hier sollten vier bis sechs Wochen eingeplant werden. Bei Hunden liegt es sehr am Verhalten des Besitzers: Je konsequenter der Mensch die Trainingseinheiten umsetzt, umso schneller wird sich das Tier anpassen.

Frau Zuske, wir danken Ihnen für das Gespräch!

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