Magendrehung beim Hund

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Die Magendrehung kommt vor allem bei großwüchsigen Rassen vor. Quelle: futalis

Die Magendrehung beim Hund ist ein Notfall. Tierärztin Johanna Klickermann schreibt worauf man achten muss.

Die Magendrehung (Torsio ventriculi) kommt vor allem bei großwüchsigen Rassen vor. Es handelt sich um eine ernst zu nehmende Situation, die in der Regel nur chirurgisch behandelt werden kann. Wird der Hund nicht schnellstmöglich operiert, kann eine Magendrehung innerhalb weniger Stunden tödlich verlaufen.

Definition der Magendrehung

Bei einer Magendrehung dreht sich das Organ um seine eigene Achse. Dabei kommt es zu einer Abschnürung des Mageneingangs und -ausgangs. Die Gefäße und Nerven werden abgedrückt und die Blutversorgung unterbrochen. Eine Magendrehung steht immer in Verbindung mit einer Aufgasung des Magens. Durch das aufsteigende Gas bewegt sich der Magen übermäßig. Dadurch wird die Drehbewegung verstärkt. Die im Magen entstehenden Gase können durch die Abschnürung nicht entweichen. Weitere Aufblähung des Bauchs und die übermäßige Dehnung der Magenwand sind die Folgen. Durch die Abschnürung der Blutgefäße wird die Sauerstoffversorgung des Magens und anderer Organe unterbrochen, was das Absterben des Gewebes nach sich ziehen kann. Schließlich bricht der Kreislauf des Hundes zusammen.

Risikofaktoren einer Magendrehung

Eine Magendrehung kann durch mehrere Faktoren verursacht werden. Obwohl die genauen Risikofaktoren meistens unklar sind, ist es dennoch bekannt welche Multiplikatoren eine Magendrehung am häufigsten herbeiführen. Vor allem große Hunderassen mit tief liegendem Brustkorb im Vergleich zum Bauchumfang neigen zur Magendrehung.

Oftmals sind Deutsche Doggen, Setter, Weimaraner, Schäferhunde, aber auch Bernhardiner für diese Erkrankung anfällig. Als Ursache hierfür konnte bei den genannten Rassen eine stärkere Beweglichkeit des Magens im Bauchraum ermittelt werden. Darüber hinaus wird die Gasbildung durch den Verzehr großer Mahlzeiten begünstigt, insbesondere nach gierigem und schlingendem Fressverhalten. Eine Magendrehung kann auch ausgelöst werden, wenn sich der Hund nach einer großen Futtermenge viel bewegt und körperlich anstrengt. Weiterhin sind ältere Hunde einem höheren Risiko ausgesetzt eine Magendrehung zu erleiden. Auch bei Hunden, die starken Stresssituationen ausgesetzt sind, das Futter hastig runterschlingen und wiederholt Luft schlucken, tritt die Erkrankung verstärkt auf.

Nach neuen veterinärmedizinischen Erkenntnissen können Bestandteile im Futter, wie zum Beispiel der übermäßige Verzehr von Kalzium, die Verdauung beeinträchtigen und die Gasbildung begünstigen. Auch Hunde mit einer Fehlfunktion des Schließmuskels „Pylorus“, der sich am Magenausgang befindet, können von einer Magendrehung betroffen sein. Der Schließmuskel hat die Funktion, den Weitertransport der verdauten Nahrung vom Magen in den Darm zu regulieren. Ist seine Funktion gestört, verbleibt das Futter länger im Magen, was zur Gasbildung führt.

Symptome einer Magendrehung

Eine Magendrehung äußert sich durch einen deutlich erkennbaren Blähbauch. Durch den Verschluss des Magens stauen sich die Gase im Magen auf und der Bauchumfang direkt hinter den Rippen nimmt zu. Betroffene Hunde zeigen starke Unruhe und aufgeregtes Hecheln. Sie versuchen zu würgen, können jedoch nicht erbrechen. Bei längerer Abschnürung der Gefäße, kommt es zu einer Kreislaufschwäche. Der erkrankte Hund kann nur noch liegen, atmet schnell und ist kaum ansprechbar. Bei einer starken Magendrehung kann es sogar zu einem Magenwandriss kommen. Die Verbreitung des Mageninhalts in der Bauchhöhle ist die unmittelbare Folge und führt meist zum Tod. Wird die Gefäßabschnürung nicht umgehend behoben, erleidet der Hund ein Kreislaufversagen.

Reaktion im Notfall

Bei verdächtigen Anzeichen wie aufgeblähtem Bauch, Unruhe, Hecheln oder Würgen sollten Hundebesitzer sofort einen Tierarzt aufsuchen. Eine telefonische Anmeldung ist anzuraten, damit der Tierarzt alle notwendigen Vorbereitungen in Hinblick auf eine Operation treffen kann. Es muss auch bedacht werden, dass nicht jeder Tierarzt auf akute chirurgische Eingriffe eingestellt ist. In solch einem Fall sollte man sich in die nächste Tierklinik begeben. Für die Anfahrt sollte im besten Fall das Auto genutzt werden, um wertvolle Zeit zu sparen und den Hund liegend transportieren zu können. Idealerweise sollte eine Begleitperson mitfahren, damit sich die zweite Person ausschließlich um den Hund kümmern kann. In der Tierklinik wird der Tierarzt zunächst eine Entgasung des Magens vornehmen. Hierfür hat er zwei Möglichkeiten: Entweder durch eine Röhre, die über die Maulhöhle in den Magen vorgeschoben wird oder notfalls durch das Einstechen der Bauchwand mit einer Kanüle. Sollte sich der Magen nicht wieder zurück drehen, ist ein chirurgischer Eingriff unumgänglich. Bei Kreislaufschwäche oder Herzversagen kommen häufig weitere Maßnahmen wie Infusionen zum Einsatz. Eine Magendrehung sollte ausschließlich bei einem Spezialisten behandelt werden. Von eigenständigen Maßnahmen ist aufgrund mangelnder Kenntnisse abzuraten.

Magendrehung durch richtige Ernährung vorbeugen

Um das Risiko einer Magendrehung gering zu halten, sollte bei großen Hunden darauf geachtet werden, dass mehrmals am Tag kleine Mahlzeiten (mindestens 3 Rationen) verfüttert werden. Bei Hunden, die zu einer schnellen Nahrungsaufnahme neigen, können Anti-Schling-Näpfe eingesetzt werden, um das hastige Fressen zu verhindern. Toben und Rollen auf dem Rücken direkt nach der Nahrungsaufnahme ist zu vermeiden. Da die Futterzusammensetzung eine Magendrehung beeinflussen kann, sollte auf eine bedarfsangepasste Ernährung geachtet werden. Eine übermäßige Kalziumzufuhr verlangsamt die Verdauung und kann eine Magendrehung begünstigen. Deshalb ist eine bedarfsgerechte Zuteilung von Kalzium wichtig. Bei Einhaltung der vorbeugenden Maßnahmen wird das Risiko für das Auftreten einer Magendrehung gesenkt.

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