In freier Natur muss sich eine Katze nicht unterordnen und deshalb ist sie nicht genau so erziehbar wie ein Hund. Dieser braucht sogar klare Strukturen (Hierarchie), um sich wohl zu fühlen. Unseren Hauskatzen ist dies jedoch fremd, denn Katzen gehen als Individuum durchs Leben; oft gesellen sie sich nur zur Paarungszeit zusammen. Das bedeutet jetzt jedoch nicht, dass Katzen nicht gewisse Dinge lernen können und eine Erziehung unmöglich ist.
Wir Menschenkinder werden von unseren Eltern erzogen, damit wir es im Zusammenleben mit anderen leichter haben und sie natürlich auch mit uns. Sie werden uns Grenzen aufzeigen wenn wir uns ausprobieren und erklären, was sie selbst und andere im Umgang mit uns nicht mögen und wann sogar mit Problemen von der Gegenseite zu rechnen ist.
Und genauso sollten wir unserem Katzenkind zeigen, was wir mögen und was wir nicht mögen; was es darf und was es besser bleiben lassen sollte, damit ein Miteinander funktioniert.
Als Erstes ist es wichtig, wenn das Katzenkind bei uns einzieht, dass es die 12. Lebenswoche bereits erreicht hat. Dies differiert zur Aufnahme von Hundewelpen um einige Wochen. Vorher war die Mutterkatze für die Erziehung zuständig und hat erst nach dieser Zeit geschafft, ihm beizubringen, was man für ein soziales Miteinander benötigt.
Katzen, die 12 Wochen bei ihrer Mutter bleiben durften, lernen später auch leichter unseren Regeln zu folgen und sind zuverlässiger in deren Einhaltung.
Wenn man ein Kätzchen vorher zu sich nimmt, sind Probleme manchmal ein Stück weit vorprogrammiert. Ausnahmen gibt es, wenn das Muttertier nicht mehr lebt oder das Junge verstoßen wurde. Hier sollte man jedoch nicht den Fehler begehen, das Jungtier besonders zu verhätscheln und ihm alles durchgehen zu lassen. Kätzchen, die vorzeitig von Mutter und Geschwistern getrennt werden, neigen später zu den absonderlichsten Wohnungsneurosen.
Auch ein sehr tierlieber Mensch kann eben nicht die Mutterliebe, Nestwärme und Strenge ersetzen, die eine Katzenmutter aufbringt.
Am Tage des Eintreffens des Katzenkindes (oder der Katzenkinder – vielleicht hat man gleich zwei aus einem Wurf gewählt), sollte man jedem Tier die Zeit geben, SELBER aus dem Transportkorb herauszukommen; es kann schon der erste Vertrauensverlust sein, wenn man sie zum Aussteigen zwingt. Hier kann man auch gleich beobachten, wer welchen Charakter mitbringt und wer welche Zeit benötigt.
Nach dem ersten Erkundungsgang sollten die Katzenklos gezeigt werden.
Am besten ist das Tier bereits vor dem Einzug bei uns daran gewöhnt (außer sie kam zu früh von der Mutter weg oder die Umstände gaben es nicht anders her.) Sollte das Klo einer Katze nicht entsprechen, wird sie wohl eher uns erziehen, die Gegebenheiten zu ändern. Die beiden Katzenklos, die einer Katze zur Verfügung stehen sollten, müssen an zwei verschiedenen Plätzen stehen, da Katzen in der Natur Kot- und Urin an unterschiedlichen Stellen absetzen.
Beide Klos sollten der Größe des Tieres entsprechen, also so, dass sich das Tier entspannt darin umdrehen kann. Da Katzen sich nicht verstecken, um Kot/Urin abzusetzen ist ein Dach/Deckel nicht artgerecht und sollte nicht in die engere Wahl kommen.
Auch wenn es noch so goldig ist, sollte man dem Neuankömmling nicht auf Schritt und Tritt folgen und ihn zum Schmusen zwingen; durch seine natürliche Neugier wird er sich in seinem Tempo annähern und den Kontakt zu uns suchen.
Man muss bedenken, dass die Trennung vom Muttertier und Geschwistern eine extreme Umstellung bedeutet und jedem Tier viel Geduld gegenüber mitbringen.
Wenn wir ihn überfordern, führt das nicht nur zum Rückzug, sondern verlängert die Zeit, bis er selber auf uns zukommt. Vertrauen gewinnt man so jedenfalls nicht. Eine Bindung zu dem Jungtier erreichen wir z.B. durch Spielen mit den unterschiedlichsten Gegenständen.
Zur Erziehung gehört, dass es lernt, nicht unsere Hände als Spielzeug anzusehen.
Es liegt allerdings an uns, ihm das beizubringen; wir sollten unsere Hände erst gar nicht als Spielzeug anbieten; auch zum Knabbern sind sie nicht gedacht. Auch wenn es bei einem Jungtier noch nicht schmerzhaft ist, sondern noch lustig und süß; genau hier beginnt unsere Erziehungsarbeit. Die meisten Leute denken bei Erziehung an SITZ / PLATZ wie beim Hund; das ist jedoch nur Konditionierung. Und das ist auch nicht, was eine Katze an Erziehung benötigt (und wir auch nicht). Sollte die Katze an uns knabbern, müssen wir unbedingt und wirklich jedes Mal die Hand wegnehmen und am besten noch einen kleinen Schmerzlaut von uns geben. Herumschreien würde das Tier nur verschrecken; wir müssen nur deutlich zeigen, dass das Spiel dann beendet ist. Und es wird erst dann weitergespielt, wenn sie das unterlässt; ansonsten hören wir auf – und zwar immer. Nur wenn wir damit konsequent sind, wird es das Jungtier begreifen. Auch beim Herumtollen mit ihren Geschwistern, haben diese ihr gezeigt, wann es weh tut und haben das Spielen abgebrochen.
Es gibt Katzenspielzeug zu kaufen oder wir suchen unserer Katze Spielzeug aus der Natur, wie Kastanien, Zweige oder Zapfen. Von der vorhandenen Auswahl an Spielzeug sollte immer nur ein Teil zur Verfügung gestellt werden, damit sie nicht das Interesse daran verliert.
Clickern hat sich auch gut zur Katzenerziehung bzw. zum sinnvollen Beschäftigen bewährt. Dies kann auch nach der Eingewöhnung genutzt werden, um die Beziehung zu festigen und speziell bei reinen Wohnungskatzen zur geistigen Auslastung dienen. Entsprechende Beschäftigung hält davon ab, Unsinn zu machen, wie Schaukeln in den Gardinen oder die Wade des Besitzers zu attackieren.
Von Anfang an sollte man dem Neuzugang beibringen, dass der Kratzbaum zum Krallenschärfen und Markieren des Reviers zur Verfügung steht und andere Dinge tabu sind.
Sobald an anderen Stellen gekratzt wird, wird der Kratzbaum erneut gezeigt; ohne Bestrafung natürlich. Ist der Kratzbaum groß bzw. hoch genug, dient er auch zum Rückzug und zum Schutz; hier darf das Tier nicht gestört werden und es wird lernen, dass es dort in Sicherheit ist und ein Rückzug von uns akzeptiert wird.
Eine Katze versteht vielleicht keine Worte oder ganze Sätze von uns Menschen, aber je nach Tonlage kann es unsere Stimmung erkennen. Und wenn wir immer wieder die gleichen Worte benutzen, kann das hilfreich sein, z.B. ein NEIN, wenn sie nicht da kratzt, wo wir es wollen oder FEIN, wenn es richtig ist, was sie macht.
Wenn wir sie streicheln und sie es genießt, können wir sie z.B. an ein „FEIN“ gewöhnen. Damit wird die eventuell benötigte Fellpflege auch schon erheblich erleichtert.
Wir sollten unser Katzentier auch dahingehend erziehen, dass wir es überall anfassen können, ab und an die Pfoten einschließlich der Krallen untersuchen, ins Mäulchen schauen und auch mal die Ohren inspizieren können. Wenn das ohne zu murren hingenommen wird, bestätigen wir mit positiven Worten, können nach „dem Stress“ einige Leckerlies geben oder zum Spielen animieren. So wird erzielt, dass weniger Stress beim Tierarzt oder Tierheilpraktiker auftritt und etwaige Untersuchungen leichter ablaufen können.