Wer die eigene Fitness verbessern und seinen Hund mit einbeziehen möchte, sollte „Dogging“ ausprobieren – Joggen mit Hund. Gabi Klaassen betreibt seit 1999 die Hundeschule Rhein-Wupper und bietet „Jog your dog“-Trainingskurse an. Im TIER.TV-Interview verrät sie, wie’s funktioniert.
Frau Klaassen, was genau steckt hinter „Jog your dog“ – Joggen mit Hund?
Gabi Klaassen: Das ist nichts Geheimnisvolles, sondern bedeutet schlicht: Dauerlauf mit Hund! Unsere Kurse richten sich an jeden – an Einsteiger und Untrainierte ebenso wie Fortgeschrittene. Die Trainingseinheiten sind so aufgebaut, dass auch Anfänger innerhalb kurzer Zeit ihre Kondition verbessern können. Als Faustregel sagen wir: Innerhalb von sechs bis acht Wochen sind unsere Kursteilnehmer – Menschen wie Hunde! – soweit, dass sie etwa eine halbe Stunde am Stück joggen können, ohne sich dabei zu überanstrengen. Fortgeschrittene schaffen nach diesem Zeitraum sogar eine Stunde Dauerlauf am Stück. Das Training findet in Gruppen mit maximal fünf bis acht Teilnehmern statt.
Wie binden Sie den Hund in das Training ein? Läuft er beim Joggen mit Hund einfach nebenher?
Gabi Klaassen: Zum einen wird der Hund durch das Laufen körperlich gut ausgelastet. Zum anderen bekommt er während des Lauftrainings immer wieder kurze und motivierende Aufgaben gestellt. Dadurch wird seine Konzentration und auch sein Gehorsam. Zusätzlich verbessert ein scheinbar unverträglicher Hund beim Joggen sein Sozialverhalten häufig immens. Er darf die positive Erfahrung machen, dass man unter Frauchens bzw. Herrchens Führung zügig und ruhig Artgenossen passieren kann – ohne dass eine Auseinandersetzung nötig ist! Diese Erfahrungen lassen ihn souveräner und ausgeglichener bei Hundekontakten werden.
Joggen mit Hund klingt ja erstmal altbekannt. Was ist das Besondere an Ihrem Konzept?
Gabi Klaassen: Unser Angebot „Jog your dog“ ist entstanden, weil viele Hundebesitzer mit dem Wunsch an uns herangetreten sind, ihren Hund körperlich besser auslasten zu wollen. Zum anderen wollen viele Halter die Fitness ihres Tiers – und natürlich ihre eigene – verbessern. Andere wiederum joggten sowieso schon mit ihrem Hund, hatten aber das Gefühl, dass reines Laufen auch relativ schnell langweilig wird – für Hund und Hundehalter! Zusätzlich haben wir immer wieder die Erfahrung gemacht, dass typische „Probleme“ bei Hunden auftreten, weil sie nicht ausgelastet sind, ohne dass der Hundehalter dies auch nur ahnt. Diese Hunde langweilen sich schlichtweg auf den Spaziergängen mit Herrchen oder Frauchen, sind deshalb ständig unterschwellig nervös und gereizt, zeigen sich aggressiv gegen Artgenossen oder gehen jagen.
Das heißt, Joggen mit Hund steigert nicht nur die Fitness, sondern macht auch zufriedener?
Gabi Klaassen: Absolut! „Jog your dog“ ist ein Zusammenspiel zwischen Erziehung und Sport. Die körperliche Auslastung macht zufriedener – und zwar sowohl den Hund als auch den Halter!
Eignet sich jeder Hund als Joggingpartner oder kommen für’s Joggen mit Hund nur besonders lauffreudige Rassen in Frage?
Gabi Klaassen: Grundsätzlich kann jeder Hund, der gesund ist und sich gerne bewegt, ein guter Joggingpartner werden. Er braucht aber bereits eine gewisse Grunderziehung. Als perfekter Joggingpartner ist der Hund soweit erzogen, dass er sich beim Laufen nach dem Halter orientiert und sich nach dessen Vorgaben richtet. Ein freilaufender und ungehorsamer Hund wird für alle anderen Waldbesucher und für das Wild zur Gefahr. Deshalb halten wir die Hunde in der Regel während der Kurse an der Leine – vor allem aber auch, weil wir uns beim Laufen mit den Hunden beschäftigen und die Hunde nicht wild in der Gruppe toben lassen wollen.
Welche Voraussetzungen sollte der Hund für’s Joggen mit Hund außerdem mitbringen?
Gabi Klaassen: Der Hund sollte vor allem gelernt haben, ordentlich an der Leine zu gehen. Ein unerzogener und unkonzentrierter, wild an der Leine zerrender Hund kann für den Jogger zur Sturzgefahr werden. Deshalb muss er an ein gut sitzendes Brustgeschirr gewöhnt werden, damit er von Anfang an zu unterscheiden lernt zwischen dem normalen ruhigen, ordentlichen Gang an der Leine mit Halsband und dem relativ lockeren und etwas weiträumigeren Laufen beim Joggen am Geschirr. Genau wie jeder Mensch braucht auch der Hund einen Trainingsablauf zum Aufbau von Kondition. Also profitiert durchaus auch der Hund davon, wenn mit einer kurzen, ca. fünf km langen Strecke beginnt, die im Rhythmus von drei Minuten Laufen und drei Minuten zügigem Gehen absolviert wird.
Runter von der Couch, ab in die Turnschuhe – was ist Ihr Hauptargument fürs Joggen mit dem Hund?
Gabi Klaassen: „Jog your dog“ ist ein Highlight für alle Zwei- und Vierbeiner. Es fördert nicht nur die Gesundheit beider sondern auch die Bindung zwischen Hund und Halter, denn joggen ist nicht gleich joggen. Besonders nach unserem Konzept ist es eine Sportart mit Suchtfaktor!
Frau Klaassen, vielen Dank für das Gespräch!