Wasser bedeckt 7/10 unseres Planeten und bildet dabei riesige Meere. Schon Jules Verne schwärmte in seinem Roman „20 000 Meilen unter dem Meer“ von einem Meer mit lebender Unendlichkeit. Und eben in dieser Unendlichkeit leben Geschöpfe die schon immer die Fantasie der Menschen angeregt haben…
Ihr Spezialgebiet sind Pottwale, wobei sie sich auf eine residente Gruppe in der Karibik konzentrieren. Hier haben sie auch ihr eigenes Forschungszentrum eröffnet, dessen Mittelpunkt das Skelett eines gestrandeten Pottwales bildet. Mit den Ergebnissen aus ihrer Pottwal-Verhaltensforschung arbeiten sie weltweit mit anderen Universitäten zusammen. Sie sind Mitglieder der „National Geographic Society“ die für die Vermehrung und Verbreitung geographischen Wissens und zur Unterstützung von Forschung und Entwicklung tätig ist.
Sie sind Verfasser vieler Publikationen und haben 2003 über ihre Arbeit mit den Pottwalen ihr erstes Buch „Pottwale – im dunklen Blau des Meeres“ veröffentlicht. Im Jahre 2012 erschien ihr zweites erfolgreiches Buch „Wale hautnah“.
Andrea Steffen schreibt exklusiv für TIER TV.
…Wale!!!
Was beflügelt unsere Fantasie, an diesen Geschöpfen die laut der Bibel von Gott am fünften Tage erschaffen wurden? Ist es, weil sie in einem Element leben, in welchem wir nicht überleben können, diese Tiere aber trotzdem wie wir Menschen die Luft zum Atmen brauchen? Ist es ihre enorme Größe die wir bewundern, oder weil diese Tiere bereits schon seit 60 Millionen Jahren auf dieser Welt leben, wir dagegen erst seit 320 000 Jahren die Welt bevölkern?
Fakt ist, dass Wale sich um den halben Globus unterhalten können, sie können sich selbst in absoluter Dunkelheit orientieren, ihre Größe ist unglaublich, sie stoßen in unvorstellbare Tiefen vor und kämpfen mit den Riesen der Tiefsee. Wale sprengen die Grenzen der Vorstellungskraft.
Schon Aristoteles wusste 320 vor Christi zu berichten, dass Wale kein Fische sondern Säugetiere sind, lebende Jungen zur Welt bringen und diese auch säugen. Über 80 verschiedene Arten gibt es von ihnen und dabei sehen sie rätselhaft aus, wie U-Boote, Einhörner oder mit Pocken übersäte Riesen. Sie klicken, sie quietschen und sie singen.
Bei keinem anderen Säugetier gibt es so große Unterschiede in der Nahrungsaufnahme wie bei dieser einen Tierart. Diese Riesen wie die Bartenwale ernähren sich von den kleinsten Lebewesen, dem Krill, dagegen der Pottwal als Zahnwal von Riesentintenfischen, die bis zu 15 Meter lang werden können. Unter den Bartenwalen finden wir das größte Tier, welches jemals auf der Erde gelebt hat.
Den Blauwal…
Der Blauwal ist ein Wal der Superlative. An diesem Tier ist einfach alles riesig. Das größte Tier das jemals vermessen wurde brachte es auf 33 Meter, und ihr Gewicht kann 150 Tonnen und mehr betragen. Ihr Herz wiegt bis zu 2 000KG und ist so groß wie ein Kleinwagen. Dabei sind 8000 Liter Blut in seinen Adern unterwegs, und seine Hauptschlagader ist dabei so weit, dass ein Kind hindurch schwimmen kann. Die Fluke eines Blauwals wird bis zu 7 Meter breit, das ist so groß wie ein Fußballtor und sein „Blas“, seine Ausatemluft, bis zu 9 Meter hoch.
Ein Blauwalkalb ist bei seiner Geburt bereits 7 Meter lang und trinkt täglich 400 Liter der fettreichen Muttermilch. Dadurch nimmt es in den ersten Tagen bis zu 100 Kg pro Tag zu. Das sind pro Stunde 4 Kg! Das ist ein Wachstum, dem man täglich zusehen kann.
Blauwale erreichen ein Alter von 100 Jahren, aber damit sie in dieser Disziplin nicht die Rekordhalter, denn Untersuchungen an Grönlandwalen haben ein Höchstalter von 250 Jahren ergeben.
Doch auch bei den Zahnwalen finden wir einen Rekordhalter.
Den Pottwal…
Er ist das größte lebende Raubtier dieser Erde, sogar noch größer als die bisher bekannten Raub Dinosaurier. Der Pottwal besitzt das größte Gehirn von allen Tieren. Es wiegt bis zu 9 kg. Er hat mit die niedrigste Geburtenrate im Tierreich, und beim Pottwal sind die Größenunterschiede zwischen Männchen, das bis zu 20 Meter lang wird und dem Weibchen, das bis zu 12 Meter lang wird, die größten die es bei Säugetieren gibt. Der Pottwal hält als einziger den Rekord im Tieftauchen, nämlich bis zu 3000 Meter und im Zeittauchen bis zu 2 Stunden.
Moby Dick, der Pottwal, ein Mythos, ein Seeungeheuer, ein Raubtier der Meere… Dargestellt als blutrünstiges Monster, das Schiffe versenkt und die Menschen angreift. Ja nicht nur angreift sondern sogar verschlingt.
Wir wollten herausfinden was es mit diesem Mythos Seeungeheuer auf sich hat. Darum haben wir unser Studium auf eine Gruppe Pottwale spezialisiert, die sich vor der Karibikinsel Dominika befindet.
Dominika…
Dominika liegt eingebettet zwischen den zwei französischen Inseln Guadeloupe im Norden und Martinique im Süden.
An einem Sonntag den 2. November 1493 entdeckte niemand anderes als Christoph Columbus eine unbekannte Insel. Ehrfurchtsvoll betrachtete er die Insel und da sie in den Seekarten noch gar nicht verzeichnet war und erst recht noch keinen Namen hatte, taufte er sie auf den Namen „Sonntag“ was übersetzt „Dominika“ bedeutet.
The Commonwealth of Dominica, so der offizielle Name, ist seit 1978 ein unabhängiger Staat im British Commonwealth. Sie ist im wahrsten Sinne eine Naturschönheit, die noch aufregende und unberührte Natur zu bieten hat. Der tropische Regenwald überzieht fast die gesamte Insel und sie ist von einer Vegetationsdichte, die man in der Karibik kein zweites mal findet. Darum wird sie auch der grüne Punkt der Karibik genannt und die Einwohner selbst bezeichnen sie auch liebevoll als „Dominica- the Nature Island“
Typische Karibikstrände sucht man hier vergebens denn die Berge fallen fast senkrecht ins Meer hinab. Dafür finden wir weit über 100 Wasserfälle, tiefe Schluchten die die Insel durchziehen, heiße brodelnde Schwefelquellen und den zweitgrößten kochenden See der Erde, den Boiling Lake.
Entweder man ist verliebt in diese Insel wegen ihrer Naturschönheiten und Abgeschiedenheit oder man meidet sie, weil man gerne in All-Inclusive-Hotels am Pool den Urlaub verbringen möchte. Denn diese gibt es auf Dominika genauso wenig wie lange Sandstrände.
Wir sind verliebt in Dominika, und das nicht nur wegen ihrer Schönheit, sondern weil sie einen weiteren unbezahlbaren Schatz zu bieten hat: nämlich die Vielfalt und Anzahl an verschiedenen Meeressäugetieren.
Wir lernten vor etwa 20 Jahren die Insel kennen, es war zwar nicht an einem Sonntag, aber für uns sicherlich genauso beeindruckend wie vor etwa 500 Jahren für Christoph Columbus. Wir haben diese Insel für uns entdeckt, weil wir hier an diesem Platz einem Tier so hautnah kommen können wie nirgends anders auf der Welt.
Dem Pottwal – dem größten Raubtier der Erde.
Hier vor Dominika begann nicht nur die Faszination für die Pottwale, sondern es entstand auch für uns ein einmaliges Projekt, nämlich das Beobachten und Aufzeichnen des Verhaltens dieser majestätischen Wale. Mittlerweile ist Dominika unsere „Wal-Heimat“ geworden und wenn wir von „unseren Pottwalen“ sprechen meinen wir die Pottwal Familien, die hier das ganze Jahr über in dieser Region leben. Diese residenten Familien bestehen hauptsächlich aus weiblichen Tieren mit ihren Jungen, sowie halbstarke jugendliche Verbände.
Ausgewachsene Pottwalbullen finden in diesen warmen Gewässern nicht genug Nahrung, deshalb müssen sie nach einigen Jahren die Gruppe verlassen und in kältere Gebiete ziehen. Erst wenn sie geschlechtsreif sind beginnen sie ihre langen Wanderungen in wärmere Gewässer wieder, um dort auf die weiblichen Tiere zutreffen und sich zu paaren. Normalerweise wandern auch die weiblichen Tiere mit ihren Familien in den warmen und gemäßigten Meeren umher, aber hier vor der Insel Dominika sind eben einige Pottwal Familien zu Hause.
Und diese Familien durften wir einen Teil ihres Lebens begleiten und sie gewährten uns dabei Einblicke in ihr Familienleben, in ihre Sozialstrukturen, in ihre intimsten Momente aber auch in Zeiten die für die Wale nicht immer friedlich waren.
Durch unsere Forschungen kennen wir mittlerweile sämtliche Familienverbände, und ihr Verhalten und jeder einzelne Wal hat einen Namen von uns erhalten. So auch ein Pottwal den wir Scar genannt haben. Wir begegneten ihm kurz nach seiner Geburt als er gerade mal ein paar Wochen alt war. Er war verletzt und wir fanden ihn alleine an der Wasseroberfläche. Seine Mutter war wohl zum Fressen in die Tiefe abgetaucht. Der kleine Kerl war sehr neugierig und näherte sich unserem Boot. Da konnten wir auch seine Verletzung sehen.
Mit Tränen in den Augen mussten wir ihn aber wieder verlassen, weil wir wussten wir konnten ihm nicht helfen. Die Natur musste das selber regeln. Und so waren wir natürlich aufs äußerste gespannt ob wir den Kleinen im nächsten Jahr wiedersehen würden.
Und er enttäuschte uns nicht. Nicht nur das wir ihn im nächsten Jahr sahen, nein…, er erfreute uns mit seiner Gegenwart jedes Jahr aufs Neue.
Und so konnten wir ihn regelrecht heranwachsen sehen. Wir sahen als seine Zähne zu ersten mal herauswuchsen. Wir sahen ihn wachsen und erlebten wie seine Mutter nach sieben Jahren ein weiteres Kalb bekam und er somit einen Bruder.
Wir sahen wie er sich liebevoll als Babysitter um den Nachwuchs kümmerte und dann mit 11 Jahren schon bereits so groß wie seine Mutter war. Mittlerweile maß er stolze 12 Meter. Unser Herz wurde aber auch schwermütig, denn wir wussten, dass seine Zeit nun langsam gekommen war, um sich von seiner Gruppe zu trennen, denn er muss sich anderen männlichen Pottwalen anschließen. Er verlässt dann die Insel, um zu Futtergebieten zu wandern, die den Hunger von ausgewachsenen männlichen Pottwalen stillen können, und wenn er dann mit ca. 20 Jahren geschlechtsreif ist, wird er zu dieser Insel zurückkommen, um sich zu paaren.
Aber wir haben ja Zeit und werden auf ihn warten…
Doch manchmal verirren sich die Wale auf ihren Wanderungen und kommen an Küstenabschnitte, die zu einer tödlichen Gefahr werden. So wurde Ende 2011 auch die Küste von Schleswig Holsteins für einen Pottwal zum Verhängnis. Wir hatten die traurige Gelegenheit, diesen Wal näher zu untersuchen. Wir hoffen aber, dass unserem Scar dieses Schicksal erspart bleibt.
Wale hautnah…
Wir konnten uns niemals vorstellen, was es bedeutet einem Wal Unterwasser zu begegnen. Bis wir eines Tages die Wale hautnah erleben durften und seitdem sich unser Leben verändert hat. Verändert in dem Sinne das uns die Faszination, die von diesen Tieren ausgeht, nie wieder los gelassen hat.
Begleiten Sie uns in das Meer und folgen sie uns bei unseren Abenteuern die wir mit dem größten lebenden Tier auf Erden, dem Blauwal, erleben durften. Erfahren sie mehr über die Pottwale vor Dominika dem größten lebenden Raubtier und verfolgen sie unsere spannenden Erlebnisse mit den Buckelwalen. Erleben sie einfach die Wale-hautnah…
besuchen Sie uns auf unserer Internetseite
Wale hautnah
Andrea & Wilfried Steffen,
Sachbildband gebunden, 168 Seiten,
231 großformatige Farbabbildungen,
Format 28,5 x 23,5,
ISBN 978-3-89594-965-4, Preis 24,90 €
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