Welpen kaufen: Das Geschäft mit den Billig-Welpen

Interview: Professor Dr. Theodor Mantel
© Marcus Müller

Sie wollen einen Welpen kaufen, doch worauf ist zu achten?
„Wir müssen beim Käufer ansetzen.“
Diese Auffassung vertritt Professor Dr. Theodor Mantel.

sprach mit dem Präsident der Bundestierärztekammer über das Geschäft mit Billig-Welpen.

Herr Professor Mantel, über welche Größenordnung sprechen wir eigentlich? Gibt es konkrete Zahlen, wie viele solcher Welpen in Deutschland verkauft werden?

Theodor Mantel: Nein, wir haben kein Zahlenmaterial vorliegen. Das hängt damit zusammen, dass sich dieser Hundehandel in einer rechtlichen Grauzone bewegt. Doch ob es sich nun um 50.000 oder 200.000 solcher Welpen handelt – jedes einzelne Tier, das unter solchen Bedingungen angeboten wird, ist eines zuviel!

Viele dieser Hunde werden über das Internet verkauft. Was sollte Hundeinteressierte stutzig machen, auf welche Anzeigen sollte man nicht reagieren?

Theodor Mantel: Verdächtig ist zunächst einmal, wenn eine Vielzahl verschiedener Rassen angeboten wird. Ein seriöser Züchter wird eine, maximal eine zweite artverwandte Rasse halten – aber nicht fünf oder mehr! Hellhörig werden sollte man außerdem, wenn keine Adresse oder kein fester Wohnsitz angegeben wird. Wenn eine Handy-Nummer die einzige Kontaktmöglichkeit ist, deutet das auf unseriöse Geschäftemacher hin. Fotos von angeblich liebevoller Aufzucht und artgerechter Haltung sind meist gefälscht.

Wenn es nun aber ein Rassehund sein soll – wie sollte man stattdessen vorgehen?

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Theodor Mantel

Theodor Mantel: Einen seriösen Züchter suchen! Dort sollte man einen Vorabtermin machen und sich das Umfeld und das Muttertier genau ansehen. Gesunde Welpen sind neugierig, munter und zutraulich. Ein verantwortungsvoller Züchter gibt sein Tier nicht vor der achten Woche ab, eher sogar später. Denn diese Phase ist für die Sozialisierung äußerst wichtig. In einem Gespräch sollte man sich über die Rasse und den Gesundheitszustand der Tiere informieren – Impfpass und Papiere sind bei legalen Geschäften selbstverständlich. Mein Ratschlag für Interessenten, die sich zum ersten Mal einen Hund anschaffen wäre, sich einen „Fachmann“ mitzunehmen. Das kann ein Bekannter mit Hundeerfahrung oder auch ein Tierarzt sein.

Warum ist es denn aus Ihrer Sicht des Tierarztes bedenklich, sich einen Hund mal eben auf dem Wochenmarkt mitzunehmen?

Theodor Mantel: Neben allen Tierschutzbedenken ist es einfach eine Tatsache, dass diese Import-Welpen krank sind. Sie sind nicht geimpft und nicht entwurmt – manchmal sind die Bäuche der Welpen vor lauter Spulwürmern richtig aufgebläht. Das schwächt die Tiere und macht sie anfällig für Seuchen wie z. B. Parvovirose oder Staupe. Bestimmte Pilz- oder Hauterkrankungen sind sogar auf den Menschen übertragbar. Oftmals verenden die Hunde qualvoll – gerade wenn Kinder in der Familie sind, ist das ein schreckliches Erlebnis.

Wenn man nun aber einem solchen Händler begegnet und einem die Tiere einfach leid tun…?

Theodor Mantel: Mitleid ist ein ganz schlechter Ratgeber! Denn es löst keine Probleme, sondern schafft nur neue. Wir müssen deshalb beim Käufer ansetzen. Es kann nicht sein, dass man sich beispielsweise beim Autokauf vorab über alle Details informiert und vergleicht, beim Kauf eines Tieres – also eines Lebewesens mit Bedürfnissen und Ansprüchen – aber darüber hinwegsieht und sozusagen auf dem Hinterhof Geschäfte abschließt. Wenn solche Welpen nicht mehr nachgefragt werden, verschwinden auch die unseriösen Händler!

Herr Professor Mantel, vielen Dank für das Gespräch!

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