Lieber vorsorgen, als später den Floh mühsam bekämpfen. Tierärzte geben wichtige Tipps, wie Tierhalter am besten vorgehen, wenn die Katze Flöhe hat und erzählen erschreckendes aus ihrem Praxisalltag.
Tierärztin Dr. Heidi Kübler behandelt Katzen mit Methoden der Biologischen Tiermedizin wie der Homöopathie, Schüssler Salzen und Bachblüten. Doch ist eine Katze vom Floh befallen, gibt es für die Expertin keine Kompromisse. Auch wenn sie den Einsatz chemischer Mittel immer so weit minimiert wie möglich, gebe es zu Spot-on-Präparaten keine Alternative. „Bitte niemals ätherische Öle wie Teebaumöl bei Katzen verwenden“, ermahnt die Tiermedizinerin. Ätherische Öle können für Tiere unangenehm und sogar giftig sein. „Stellen Sie sich vor, mit der empfindlichen Nase einer Katze hätten Sie tagelang den stechenden Geruch des Öls in Nase“, versucht Dr. Heidi Kübler klarzumachen, wie Tierhalter, die es nur gut meinen, ihr Tier traktieren.
Worüber Flöhe lachen
Dr. Imke Rieksmeier betreibt einen tierärztlichen Hausbesuchsdienst und weiß, wo sich Flöhe gern verstecken. Auch sie hat große Zweifel, ob die Verwendung ausschließlich von natürlichen Mitteln zum Erfolg führt. „Über natürliche Mittel lachen die Flöhe“, sagt die erfahrene Tierärztin. „Aber wir sehen natürlich auch nur die Fälle, wo diese Mittel wie ätherische Öle oder Bernstein versagt haben“. Grundsätzlich sollten Katzenhalter immer in Absprache mit ihrem Tierarzt entscheiden, was zu tun ist und was dem Tier eventuell mehr schadet: das chemische Mittel oder der Floh.
Bei Flohbefall hilft die Chemiekeule
Zunächst einmal aber haben beide Tierärztinnen eine gute Nachricht für alle Tierhalter: Wer Flöhe hat, muss sich nicht schämen. Flöhe sind kein Problem mangelnder Hygiene. „Flöhe gibt es überall“, sagt Dr. Imke Rieksmeier, „das ist kein Drama und lässt sich gut behandeln“.
Wird ein Flohbefall bei der Katze festgestellt, gibt es für beide nur ein probates Vorgehen: der Einsatz von chemischen Mitteln. Denn wenn Flöhe im Fell der Katze gefunden werden, dann ist das nur die Spitze des Eisberges. Der Großteil der Flöhe befindet sich in Teppichen, auf Liegeplätzen oder in Fußbödenritzen, als Larve, Puppe oder erwachsener Floh. Um dieser Flohpopulation den Kehraus zu machen, hilft nur die chemische Behandlung des gesamtes Umfelds und des Tiers.
Der Feind, der im Teppich lauert
Beide Tierärztinnen können abschreckende Geschichten erzählen, was passiert, wenn der Halter der Katze nichts unternimmt. In einem Fall wurde eine verflohte Katze fortgegeben, deren Besitzerin verstorben war. Dr. Imke Rieksmeier wusste nicht, dass ein Verwandter die Katze schon in andere Hände gegeben hatte und suchte zwei Wochen nach dem Tod der Besitzerin deren Wohnung auf. Als sie sich dort unter ein Sofa kniete, um die scheue Katze zu suchen, waren ihre Beine innerhalb weniger Sekunden schwarz – die Tierärztin wurde von den Flöhen regelrecht angefallen. „Da die Katze fort war, hatten die Flöhe keinen Wirt mehr und sehr großen Hunger. In solchen Fällen stürzen sie sich bei erster Gelegenheit auf jedes Säugetier, dass ihnen über den Weg läuft.“
Winzige Ritzen, Spalten und im Auto – Flöhe sind überall
Es hilft also nicht, sich eines verflohten Tieres zu entledigen. Hat eine Katze Flöhe, dann muss das gesamte Umfeld in die Behandlung einbezogen werden. Der Entwicklungszyklus der Flöhe muss unterbrochen werden und das funktioniert nur, wenn der Floh an der Eiablage gehindert wird und er keine Chance bekommt, es sich wieder auf einem Tier gemütlich zu machen. Kratzbäume, der Innenraum des Autos, winzige Räume unter Schränken und sogar der Staubsaugerbeutel – Dr. Imke Rieksmeier kennt die Verstecke der Flöhe und rät Tierhaltern, keinen Fleck bei der Behandlung auszulassen. Am einfachsten zu bedienen sind in solchen Fällen so genannte Fogger, die das gesamte Wohn- und Lebensumfeld einnebeln.
Billig, praktisch und extrem nützlich
Flöhe sind vor allem ein Problem freilaufender Katzen. „Was hilft es, wenn meine Katze gegen Flöhe geschützt ist, aber mein Nachbar nichts dagegen unternimmt?“, gibt Dr. Heidi Kübler zu Bedenken. Auch Igel im heimischen Garten oder Vogelnester sind heiße Kandidaten für Flohpopulationen. Heidi Kübler hat Erfolg bei der Flohbekämpfung mit der Kombination unterschiedlicher Mittel und Methoden. Ihre beste Waffe im Kampf gegen Flöhe ist der Flohkamm. „Kontrollieren Sie einmal in der Woche das Fell Ihrer Katze mit dem Flohkamm“, rät die Tierärztin. „Finden Sie einen Floh oder Flohkot, zögern Sie keine Sekunde mit der Behandlung“. Um Katzen grundsätzlich für Flöhe „unattraktiv“ zu machen rät sie zu der Gabe des homöopathischen Mittels Ledum (D200).
Blut im Badewasser
Ein unbehandelter Flohbefall ist für den Menschen unangenehm. Denn reicht der Flohpoluation das Tier als Nahrungsquelle nicht mehr aus, beißt der Floh auch den Menschen. Doch während der Mensch sich in solchen Fällen einfach nur öfter mal Jucken muss, können für Katzen Flöhe dramatische Folgen haben. Dr. Heidi Kübler berichtet von einer Katzenhalterin, die völlig aufgelöst in ihrer Praxis anrief. Sie hatte die langhaarige Katze gewaschen und entsetzt bemerkt, dass das Badewasser dunkelrot wurde. Sie vermutete eine schwere Verletzung der Katze. Die Tierärztin fand keine blutende Wunde, dafür aber Unmengen an Flohkot, der durch die Wäsche abgespült worden war. Die Katze hatte noch Glück im Unglück: Sie litt weder an einer Flohstichallergie noch war sie anämisch. Flöhe haben nämlich einen solch großen Durst, dass dieser bei schwächeren Tieren zur Blutarmut führen kann.
Dr.med.vet. Heidi Kübler, promovierte 1988 und eröffnete danach eine eigene Praxis. 1998 erwarb sie die Zusatzbezeichnung „Biologische Tiermedizin“, 1999 erhielt die Ermächtigung zur Weiterbildung von Tierärzten. 2000 legte sie die Human-Heilpraktikerprüfung ab, 2001 schloss sie die WINGS®-Tierkinesiologie-Ausbildung als TK-Practitioner ab. Seit 1996 ist sie Vorsitzende der Gesellschaft für Ganzheitliche Tiermedizin e.V. (GGTM). In ihrer Praxis behandelt sie Tiere sowohl schul- wie auch regulationsmedizinisch.
Dr. med.vet Imke Rieksmeier studierte an der FU Berlin und promovierte 1994 im Fachbereich Pharmakologie. Seit 2004 betreibt sie die die mobile Tierarztpraxis „Tierarzt auf Rädern“ in Hamburg. © ESCCAP Deutschland