Fische sind hoch entwickelte Lebewesen – ihre Intelligenz ist mit der von Säugetieren oder Vögeln vergleichbar. Aktuelle Forschungen anhand des Silvesterkarpfen bestätigen dies.
Kaum jemand entwickelt Emotionen für den Karpfen, bevor er im Ofen verschwindet. Viele Menschen empfinden Karpfen – wie auch die meisten anderen Fischarten – als stumme und einfache Wesen, als Oldtimer der Evolution. Doch: „Fische werden ihrem Ruf als primitive Lebewesen nicht gerecht“, so Jens Krause, Leiter der Biologie und Ökologie der Fische am Berliner Leibniz-Institut für Gewässerökologie. Studien zeigen, dass Fische beispielsweise zu Problemlösungsverhalten fähig sind, von Artgenossen lernen können und sogar Traditionen entwickeln. Aus diesen Erkenntnissen Schlussfolgerungen auf ihre Empfindungen oder die Leidensfähigkeit zu ziehen, bleibe allerdings Spekulation. „Eine respektvolle Behandlung haben aber alle Tiere verdient, auch die, die uns auf den ersten Blick fremd erscheinen“, betont der Biologe.
Fische sind intelligent
Fische besitzen kein Großhirn. Neue Forschungsergebnisse zeigen jedoch, dass auch andere Hirnstrukturen kognitive Leistungen übernehmen können. Beispiel Vögel: Sie besitzen ebenfalls kein Großhirn, das dem der Säuger gleicht. Für ihre hohen Intelligenzleistungen sind andere Hirnbereiche zuständig. „Ähnliches scheint auch bei den Fischen der Fall zu sein“, meint der Experte. Ihre komplexen Verhaltensweisen lassen auf hohe Hirnleistungen schließen: Bestimmte Fischarten benutzen Werkzeuge, täuschen mit raffiniertem Verhalten Feinde und Konkurrenten und lernen von Artgenossen. Einige Verhaltensstudien weisen einzelnen Fischen sogar unterschiedliche Charaktereigenschaften zu. „Schon der bekannte Aquarienfisch Guppy (Infos unter https://www.guppys.info) zeigt hoch entwickelte Verhaltensweisen“, erklärt Krause: „Junge Fische können von alten lernen und Strategien übernehmen, so dass sich regelrechte Traditionen über Generationen hinweg aufbauen können. Wenn mehrere solcher Traditionen zusammenkommen, spricht man in der Biologie sogar von Kultur.“
Wie empfindsam sind Fische?
„Aus diesen Erkenntnissen lassen sich aber nicht automatisch Rückschlüsse auf die Leidensfähigkeit von Fischen ableiten“, gibt Krause zu Bedenken. Ähnliches gelte aber auch für andere Lebewesen. „Das ist ein heikles Thema und fast ein philosophisches Problem.“ Menschliche Empfindungen in Tiere hineinzuinterpretieren sei rein wissenschaftlich gesehen bedenklich. Doch im Zweifel sei der Schutz der Betroffenen vorrangig – also haben auch Fische schonende Behandlung verdient. „Das ist erfreulicherweise auch in gesetzlichen Richtlinien zum Umgang mit Fischen verankert“, erklärt der Biologe.