Fledermäuse leben in geschickter Symbiose

Natürliche Wohngemeinschaft
Natürliche Wohngemeinschaft © furryscaly – Flickr

In Borneo genießen Fledermäuse einen exklusiven Schlafplatz: den Kelch von Kannenpflanzen. Die Pflanze profitiert von ihrem Übernachtungsgast, denn den Kot der Feldermaus wandelt sie in kostbaren Stickstoff um.

Fledermaus

Normalerweise holen sich die fleischfressenden Kannenpflanzen den für sie überlebenswichtigen Stickstoff aus den Kadavern von Insekten und nicht von Fledermäusen. Bei Kannenpflanzen ist ein Teil der Blätter zu schlauchförmigen Fallen umgestaltet. An deren glatten Innenwänden verlieren Insekten und andere kleine Tiere – wie zum Beispiel Fledermäuse – leicht den Halt. Sie rutschen dann in die Tiefe – direkt in einen Verdauungssaft, der sie auflöst und aus ihren Körpern wertvollen Stickstoff freisetzt. Der wiederum geht ins Gewebe der Pflanze über. Stickstoff ist lebenswichtig für Pflanzen; sie brauchen ihn unter anderem als Baustein für das Blattgrün.

Fledermäuse tauschen Kot gegen sicheren Schlafplatz

Eine andere Ernährungsstrategie hat dagegen die Kannenpflanze Nepenthes rafflesiana, die im Regenwald der Insel Borneo in Südostasien wächst: Sie zieht ihre zusätzliche Stickstoff-Ration nicht aus den Kadavern gefangener Tiere. Stattdessen nutzt sie den Kot der Kleinen Wollfledermäuse, die sich zum Schlafen ausschließlich in die geräumigen Fallen dieser Pflanze zurückziehen und dort ihren Kot in den Verdauungssaft fallen lässt. Beide Partner ziehen Vorteile aus dieser Beziehung: Die Pflanze bietet den Fledermäusen exklusiv einen sicheren Schlafplatz und bekommt als Gegenleistung den nährstoffreichen Kot.

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Beide Tiere wurden gefunden und in freundliche Hände gelegt. Es ist nicht leicht ein winzige Fledermaus zu füttern. Wenn dann auch noch ein gieriges Spatzenkind sein Futter fordert, wird es für die Fledermaus gefährlich. Dann muss der Mensch die Beiden trennen.

Herzlichen Dank an Wildtierhilfe MV

Extrem seltene Form der Kooperation

„Ein sehr ungewöhnliches Beispiel für eine Kooperation zwischen Tier und Pflanze“, sagt Ulmar Grafe vom Lehrstuhl für Zoologie III (Tierökologie und Tropenbiologie) der Universität Würzburg. Bislang kenne man keine andere Kannenpflanze, die sich von dem Kot der Fledermäuse ernährt. Dass sich ein Säugetier mit einer fleischfressenden Pflanze zusammentut, sei bisher nur in einem einzigen anderen Fall belegt: Die Kannenpflanze Nepenthes lowii lockt Spitzhörnchen an, die von ihrem Nektar trinken. Dabei sitzen die Tiere auf der Kanne und benutzen sie bisweilen ebenfalls als Toilette.

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