Weiß ein Hund, dass sein verstorbener Besitzer nicht mehr zurückkommt? Trauer ist ein sehr komplexes Gefühl. Aktuelle Studien untersuchen den Totenkult im Tierreich. Trauer bei Tieren, gibt’s das wirklich?
Trauer im Tierreich
Eine Elefantenkuh war nach einem Schlangenbiss tot zusammengebrochen. Der britische Biologe Ian Redmond notierte in sein Tagebuch: „Tag für Tag kommen die Elefanten in der Mittagshitze zum Kadaver und halten Totenwache.“ Jeden Abend wanderten die Tiere acht Kilometer weit, um Futter zu finden. Am nächsten Morgen trotteten sie wieder acht Kilometer zurück zu ihrer toten Artgenossin. Trauer bei Tieren, gibt es das wirklich? Szenen wie diese scheinen dies zu bestätigen.
Trauerrituale unterscheiden sich
Die moderne Verhaltensforschung geht davon aus, dass bestimmte Tierarten sehr wohl zu komplexen Gefühlsregungen in der Lage sind. Dass sie um tote Artgenossen trauern scheint da nur logisch zu sein. Erst kürzlich veröffentlichten US-Forscher die bisher größte Studie zum Totenkult unter Menschenaffen. Dazu wurde eine Herde Paviane im äthiopischen Hochland beobachtet. Die Forscher konzentrierten sich auf den Abschiedsschmerz der Tiere, wenn ein Artgenosse aus der Gruppe verstarb. Danach verglichen sie ihre Aufzeichnungen mit Untersuchungen über Schimpansen. Der Unterschied: Die Paviane leben in einer kalten Region, die beobachteten Schimpansen in einer warmen, fruchtbaren Gegend. Das Ergebnis: In welcher Form die Primaten trauern, hängt auch von den klimatischen Verhältnissen ab.
Trauerrituale unter Primaten
Viele Schimpansenmütter schleppen den Leichnam ihres Kindes tagelang mit sich herum, bis dieser buchstäblich zerfällt. Noch ist ungeklärt, wie dies zu deuten ist: Trauerritual? Oder verstehen die Mütter einfach nicht, dass ihr Nachwuchs nicht mehr lebt? Fest steht allerdings, dass dieses Ritual nur in wärmeren Gegenden gepflegt wird. Affen, die in kälteren Regionen leben, wenden sehr viel weniger Zeit für den Abschied auf. Der Schmerz, den die Tiere empfinden, könnte aber gleich stark sein. Um diesen zu lindern, suchen die Primaten Kontakt zu ihrer Gruppe und geben sich ausgiebiger Fellpflege hin – das scheint die Tiere zu trösten. Angesichts solcher Beobachtungen liegt der Schluss nahe, dass auch unsere Haustiere Trennungsschmerz empfinden und um ihren Menschen trauern. Inwiefern diese Gefühle , die während der Trauer bei Tieren gezeigt werden mit menschlicher Trauer vergleichbar sind, bleibt bis auf weitere Forschungsergebnisse dahingestellt.