Deutsche Züchter wehren sich gegen die Abschaffung von Brandzeichen bei Pferden. Das seit einem Jahr gesetzlich verordnete „Chippen“ sei für die Tiere traumatischer und gefährlicher. Die Gegner des Brandzeichens können sich dagegen über erste Erfolge freuen.
Es ist wie im Western: Ein glühend heißes Eisen wird einem Fohlen blitzschnell auf den Schenkel gedrückt. Ein raucht ein wenig. Das Fohlen ist nun mit einem Brandzeichen gekennzeichnet. Aber es ist kein Wilder Westen, es ist Alltag in deutschen Zuchtställen. An diesem Brandzeichen können Pferdeexperten erkennen, aus welchem Zuchtgebiet das Tier stammt. Ein nicht unwichtiges Merkmal, wenn es um den Verkauf der Pferde geht. Sportpferde aus deutscher Zucht sind echte Exportschlagern und werden mitunter für Millionenbeträge gehandelt.
Das Brandzeichen als Marke der Zuchtverbände
Dieser „Marken-Heißbrand“ ist aus Sicht von Tierschutzverbänden und der Bundestierärztekammer jedoch nicht mehr zu vertreten. Sie haben deshalb für die Abschaffung des Heißbrands gekämpft und können einen ersten Erfolg verbuchen: Der Bundesrat stimmte für das Brandzeichenverbot. „Unser jahrelanger Kampf gegen das so genannte Brennen, bei dem Fohlen mit einem Brenneisen eine schwere Verletzung zugefügt wird, kommt nun heute endlich zum Erfolg“, freut sich Wolfgang Apel, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes. „Nun erwarten wir allerdings, dass die Bundesregierung den Beschluss des Bundesrats zügig umsetzt“, fordert Apel.
Ein Chip unter der Haut
Zumal es eine Alternative für das Brandzeichen gibt. Damit jedes Pferd europaweit eindeutig identifiziert werden kann, wurde im Juli 2009 eine neue Verordnung zur Kennzeichnung von Pferden in Kraft gesetzt. Diese „Viehverkehrsverordnung“ verpflichtet die Tierhalter beziehungsweise Pferdezüchter dazu, alle nach dem 01.07.2009 geborenen Fohlen mit einem elektronischen Transponder, dem so genannten Chip kennzeichnen zu müssen. Dabei wird dem Tier ein elektronisches Implantat unter die Haus gesetzt. Mit einem Lesegerät kann dann die auf dem Chip gespeicherte Identifikationsnummer gelesen und das Tier eindeutig bestimmt werden.„Mit der neuen EU-Verordnung haben die Brandzeichen ihren Zweck verloren und damit muss die Ausnahmeregelung im Deutschen Tierschutzgesetz aufgehoben werden. Schließlich fügt man dem Fohlen durch das Brennen grundlos Schmerzen zu“ bekräftigt Professor Theo Mantel, Präsident der Bundestierärztekammer die Haltung der Tierärzteschaft. Mit Einführung der Kennzeichnung durch Transponder gebe es keinen vernünftigen Grund mehr für Brandzeichen. Das Brandzeichen habe nur einen Werbezweck für den jeweiligen Zuchtverband und stelle keine individuelle und unverwechselbare Kennzeichnungsmethode dar, bekräftigen Tierschützer.
Panische Angst vor Spritzen
Doch die Verfechter des Brandzeichens geben noch nicht auf. Die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) und die Pferdezuchtverbände haben nun eine Unterschriftenaktion zum Erhalt des Brandzeichens gestartet. Das Chippen, so berichten viele Pferdezüchter, sei für die Pferde weitaus traumatischer als das Setzen des Brandzeichens. Sie schreiben von sich überschlagenden Fohlen beim Chippen, von Pferden, die ein Leben lang panische Angst vor Spritzen haben und sich nicht mehr an den Hals fassen lassen. Und es gibt auch technische Bedenken, was den Chip angeht. Züchter befürchten, dass ein Transponder zerstört werden oder im Ausland gar nicht gelesen werden könne, weil die dafür benötigten Lesegeräte fehlten.Tradition oder Tierquälerei? Diese Frage muss demnächst von den Politikern entschieden werden.
Mehr Infos zum Thema
Hintergrundinformationen des Tierschutzbundes.