Im Tierheim Berlin gibt es exotische Vögel, Leguane, Schildkröten, Widderkaninchen, Degus, Hunde und Katzen verschiedenster Rassen –
ja, sogar Affen. „Die Stadt der Tiere“ am Rande Berlins beherbergt rund 1.500 Schützlinge, die auf ein neues Zuhause warten oder hier ihren Lebensabend verbringen.
Der Weg nach Hohenschönhausen-Falkenberg, am östlichen Stadtrand von Berlin, lohnt sich: Dort wurde vor zehn Jahren das größte und modernste Tierheim Europas gebaut. Ganze 16 Hektar Fläche nimmt die „Stadt der Tiere“ ein, rund 11.000 Tiere durchlaufen pro Jahr die Einrichtung. Trotz der enormen Größe und der Vielfalt an Tierarten ist die Atmosphäre sehr persönlich: Die 130 festangestellten und etwa 250 ehrenamtlichen Mitarbeiter kennen ihre Tiere ganz genau und sorgen für artgerechte Unterbringung und Pflege. Neben „klassischen Haustieren“ sind hier auch Nutztiere wie Ziegen, Gänse und Schweine untergebracht. Außerdem: Waschbären und etwa 30 Affen. Affen? „Diese Tiere haben wir aus Versuchslaboren. Sie dürfen bei uns ihre wohlverdiente Rente genießen. In Einzelfällen vermitteln wir sie an Spezial-Einrichtungen, jedoch nicht an Privatpersonen“, erklärt Marcel Gäding, Geschäftsführer des Tierheims, das vom Tierschutzverein für Berlin und Umgebung e.V. getragen wird.
Warum ein Tier aus dem Tierheim?
Wer sich einen tierischen Freund wünscht, ist im Tierheim an der richtigen Adresse. „Ein Tier aus dem Heim hat viele Vorteile“, sagt Marcel Gäding. „Unsere Tiere sind gesundheitlich bestens versorgt.“ Eine eigene Tierklinik mit acht Veterinären checkt die Neuankömmlinge gründlich durch, nimmt Impfungen vor, kastriert und entwurmt das Tier. Mit der „Gesundheitsgarantie“ kann man sich auch nach dem Kauf eines Tieres 14 Tage lang kostenlos an das Tierheim wenden, falls der Neuankömmling erkrankt. „Schon im Vorfeld beraten wir jeden Interessenten ausführlich, welches Tier zu ihm passen könnte. Wir haben es schon oft erlebt, dass Besucher mit ganz bestimmten Vorstellungen – etwa einer Hunderasse – zu uns kommen und sich dann spontan in einen treuherzigen Mischling verlieben.“ Ein weiterer Vorteil: „Unsere Hunde sind erzogen und beherrschen die Grundkommandos. Gerade für Hunde-Erstbesitzer ist das sehr entlastend. Unsere Pfleger kennen die Tiere sehr gut und können sie einschätzen. Dass Tiere aus dem Heim verhaltensauffällig sind, ist ein Vorurteil. Im Gegenteil: Uns wird immer wieder berichtet, dass ein Hund, der sich hier vielleicht ein wenig scheu verhalten hat, nach ein paar Tagen in der neuen Familie regelrecht aufblüht und zum absoluten Traumhund wird.“
Verantwortung für das Tier aus dem Tierheim
Das Tierheim hilft beim Umzug in das neue Zuhause und steht mit Rat und Tat zur Seite. Auch Nachkontrollen werden im Interesse des Tieres durchgeführt: „Stellen wir fest, dass es dem Tier beim neuen Halter nicht gut geht, schreiten wir ein. Verantwortung für das Tier wird bei und groß geschrieben!“ Deshalb sagen die Mitarbeiter auch schon mal „Nein“, wenn sie beim Beratungsgespräch Zweifel an einer artgerechten Haltung haben. Etwa, wenn der Interessent einen sehr zeitaufwendigen Beruf hat und der Hund beispielweise viel allein sein würde. „Doch auch für solche Tierfreunde haben wir eine Lösung: Man kann bei uns Tier- und Versorgungspatenschaften übernehmen. Das ist eine gern genutzte ‚Zwischenlösung’, falls die jeweiligen Lebensumstände kein eigenes Haustier zulassen.“ Auch die angebotenen „Gassi-Runden“ werden sehr gut nachgefragt – die Warteliste ist lang! Wer sich lieber eine Katze wünscht, kann „Streichelpate“ werden und die Samtpfote im Tierheim regelmäßig mit Fellpflege und Streicheleinheiten verwöhnen.
Ständige Weiterentwicklung im Tierheim
Das Tierheim Berlin versteht sich als Kompetenzzentrum für Tiere und setzt auf ständige Weiterentwicklung. Deutschlandweit einzigartig ist etwa die hauseigene Exoten- und Reptilienauffangstation des Tierheims. Eine Tierschutzlehrerin unterrichtet Kinder über Wild- und Nutztiere. Und erst vor einem Jahr wurde ein eigenes „Seniorenhaus“ für ältere Katzen eröffnet. Dort haben die schnurrenden Rentner mehr Ruhe und werden altersgerecht versorgt. Derzeit wird an einem neuen Hundehaus gebaut, das als Trainings- und Rehazentrum konzipiert ist. „Manche unserer Hunde sind physisch krank und brauchen ärztliche Betreuung. Oder sie wurden bei uns abgegeben, weil sie Probleme im Verhalten haben. Diesen Tieren wollen wir helfen und ihre Vermittlungschancen verbessern“, erklärt Marcel Gäding, der sich über jedes einzelne, erfolgreich vermittelte Tier freut. „Es klingt paradox, wenn ich das als Geschäftsführer sage, aber wenn wir alle hier irgendwann nichts mehr zu tun hätten, wäre das unser größter Erfolg im Sinne der Tiere!“