Weltweit werden nach Schätzungen der Welternährungsorganisation (FAO) in einem Jahr rund 100 Millionen Tonnen Fisch verwertet. Auf Dauer können die Weltmeere diesen Bedarf jedoch nicht decken, schon jetzt gibt es zu viele gefährdete Fische die durch Überfischung vom Ausssterben bedroht sind.
Das bedeutet nicht nur, dass wir auf viele Fische auf dem Teller verzichten müssen, vor allem bedroht dies die Ökosysteme der Meere und Flüsse. Die Hintergründe sind vielfältig: Zum Einen fangen hoch technisierte Fangflotten mehr als den Beständen gut tut. Sie fischen mit größeren Netzen und weiten ihre Fanggebiete immer weiter aus, da sie in immer tiefere und weiter entfernte Gewässer vordringen können.
Erschreckende Bestandsaufnahme
Die Welternährungsorganisation (FAO) geht davon aus, dass von den weltweiten Speisefisch-Beständen 52 % bis an ihre Grenze genutzt, 17 % überfischt und 7 % bereits völlig erschöpft sind. Wissenschaftler, die sich ebenfalls um eine der wichtigsten Nahrungsmittelquellen sorgen, haben Empfehlungen für die Fangquoten der einzelnen Fischarten gegeben. Leider werden diese aber zu wenig oder sogar gar nicht beachtet. Dazu kommt die illegale Fischerei. Die sogenannten „Piratenfischer“ lassen ihre Schiffe in Ländern registrieren, in denen es keine Fischereiabkommen gibt, an die sie sich zu halten hätten. Der schnelle Profit lässt auch hier den nachhaltigen Schutz hinten anstehen.
Falsche Fangtechniken
Ein weiterer Grund für die dramatische Dezimierung der Fischbestände liegt in der Nutzung sogenannter Grundschleppnetze: Sie werden bis auf den Meeresboden herunter gelassen und zerpflügen dort den Boden, den Lebensraum vieler Meeresbewohner. Das dortige Ökosystem kann sich nur bis zu einem gewissen Grad selbst regenerieren, dann gerät es aus dem Gleichgewicht.Gegenmaßnahmen, die der starken Nachfrage gerecht werden wollen, sind ebenfalls nicht unproblematisch. Durch Aqua-Kulturen können zwar die Bestände aufgestockt werden, jedoch wird dafür sehr viel freie Fläche benötigt, weshalb riesige Gebiete von Mangroven-Wäldern abgeholzt werden. Eine weitere Schwierigkeit ist die Fütterung der Zuchttiere: Für ein Kilogramm gezüchteten Lachs werden fünf Kilogramm wild gefangener Fisch benötigt, ein Kilogramm Tunfisch benötigt sogar bis zu 20 Kilogramm. Dies fördert wiederum die Überfischung und ist somit keine nachhaltige Lösung.
Den „richtigen Fisch“ essen
Die Lösung, die zumindest die Umweltschutzorganisation Greenpeace vertritt, lautet: „Es muss weniger Fisch mit schonenderen Fangmethoden aus den Meeren geholt werden.“ Auch wenn dies zunächst einfach klingt, ist es das keinesfalls, denn schon alleine ein Deutscher isst im Jahr durchschnittlich 15,5 kg Fisch. Das weiß auch Greenpeace. Deswegen setzen sie mit der Lösung des Problems direkt bei den Verbrauchern an: Aufklärung und Sensibilisierung für die Problematik der Überfischung sollen dafür sorgen, dass Gütesiegel für nachhaltigen Fischfang an Wert gewinnen. Die Mitarbeiter der Organisation haben deshalb einen Ratgeber herausgegeben, in dem erklärt wird, welche Fische man unbesorgt kaufen kann und auf welche man verzichten sollte.
Hilfe für und durch den Verbraucher
Alaska-Seelachs, Hering und Lachs stehen in Deutschland ganz weit oben auf den Einkaufslisten. Da es für Fisch aber noch keine Bio-Siegel gibt wie für viele andere Lebensmittel, ist die Kontrolle über die genaue Herkunft der Ware für die meisten Kunden schwierig. Der Lebensmittelkonzern Unilever hat in Zusammenarbeit mit dem WWF das „Marine Stewardship Council“ entwickelt, welches Fisch aus nachhaltigem Fischfang garantiert. Auch die Ökomarke Naturland hat ein Siegel entwickelt, an dem man Fisch aus ökologisch korrekten Fischfarmen erkennen kann. Dies ist zwar nur ein kleiner Schritt, aber ein wichtiger Anfang, um ökologisch gefangenen Fisch auch in den Kühltruhen der Supermärkte kenntlich zu machen.Bei Greenpeace wird der Begriff „Nachhaltige Fischerei“ folgendermaßen definiert: „Nachhaltige Fischerei hält den Bestand der Zielart auf einem gesunden Niveau, ohne andere Arten des Ökosystems negativ zu beeinflussen.“ Fische, die von den Umweltschützern zum Verzehr empfohlen werden, sind demnach weder aus überfischten Gebieten oder mit gefährlichen Netzen gefangen, noch mit Chemie oder wild gefangenen Fischen gefüttert. Des Weiteren werden illegale Fischerei und hohe Beifangquoten nicht geduldet.
Nicht für den Konsum empfohlener Fisch:
- Alaska-Seelachs, Blauer Seehecht, Dorade, Dornhai, Flussaal, Granatbarsch, Heilbutt, Kliesche, Makrele, Marlin, Rotbarsch, Scholle, Seezunge, Schwarzer Seehecht, Seeteufel, Steinbeißer/Seewolf, Tilapia, Viktoriabarsch, Wittling
- Hering, gefangen in der Nordsee, Skagerrak/Kattegat, West-Schottland, Nord-Irland, Östlicher Ärmelkanal, Ostsee
- Kabeljau (Ausnahmen: Atlantischer Kabeljau, gefangen in der Barentssee, der Norwegischen See, bei Island, in der westlichen Ostsee oder Pazifischer Kabeljau, gefangen in Alaska, Beringsee, Aleuten)
- Lachs (Ausnahmen: gefangen im Pazifik, bei Alaska)
- Miesmuschel (Ausnahmen: aus Aqua-Kulturen in Chile, Frankreich, Irland, Schottland, Spanien)
- Sardellen (Ausnahmen: aus Portugal, Marokko, Mauretanien)
- Schellfisch (Ausnahme: gefangen im Nordostatlantik)
- Schwertfisch (Ausnahmen: mit Harpune gefangen im Westatlantik und Ostpazifik)
- Seehecht. Seelachs (Ausnahme: gefangen im Nordostatlantik)
- Shrimps/Garnelen (Ausnahmen: Kaltwassergarnelen und Kaisergranat, gefangen im Nordostatlantik
- Tintenfisch/Sepia/Kraken (Ausnahme: gefangen im Südwest- und Nordostatlantik
- Thunfisch (Ausnahmen: gefangen im östlichen und westlichen Atlantik, im westlichen und zentralen Pazifik und im Indischen Ozean.
- Wolfsbarsch/Loup de Mer (Ausnahme: gefangen im Nordostatlantik)